Günter Aumann bietet einen interessanten Einblick in die oft übersehenen Mütter, die hinter den mächtigsten Männern des römischen Reiches standen. Von den 66 römischen Kaisern von Augustus bis Theodosius I. lässt sich nur bei 15 Kaisermüttern in erster Linie anhand der literarischen Quellen ihre Rolle beleuchten. Die antiken Geschichtsschreiber sind zentrale, aber auch kritisch zu betrachtende Quellen, da sie augenscheinlich Probleme mit selbstbewussten, ehrgeizigen Frauen hatten. Aufgrund des Ausschlusses von allen öffentlichen Ämtern unterstellten sie ihnen teils, machtbesessen, unmoralisch, mit Intrigen und Morden ihren politischen Ehrgeiz durch ihre Kinder zu befriedigen.
Da die Mütter in den ausschließlich von Männern verfassten Schriftquellen selbst nicht zu Wort kommen, greift der Autor auch auf die Numismatik zurück. Die Münzabbildungen sind von hoher Qualität und mehrere Stammtafeln erleichtern dem Leser den Überblick. Nur wenige epigrafische und archäologische Zeugnisse wie Porträts römischer Kaisermütter oder historische Reliefdarstellungen wurden berücksichtigt. Aumann stellt stets einen Bezug zu den Kaisersöhnen und den historischen Begebenheiten her. Den Auftakt und fast die Hälfte des Buches macht die julisch-claudische Dynastie. Aus der Zeit der Flavier und Adoptivkaiser haben wir nur von drei Kaisermüttern genauere Kenntnis. Deutlich bessere Zeugnisse gibt es über die Severer, und von den Müttern der Soldatenkaiser wissen wir fast nichts. Für das Dominat bessert sich die Quellenlage, bis mit der Ausweitung des Christentums «Frauen nur dienende Funktionen» hatten.
Geschlechterrollen sowie gesellschaftliche, politische und kulturelle Erwartungen formten das öffentliche Bild, um die Macht der herrschenden Dynastien zu legitimieren. Das Buch bietet nicht nur historische Einblicke über die Wechselbeziehung zwischen Müttern und Kaisern, sondern regt auch zur Reflexion über Geschlechterrollen in der Antike an, wo Frauen häufig auf ihre Beziehungen zu Männern reduziert wurden.