Die Frage, woher und auf welche Weise Kunst- und Kulturgut in unsere archäologischen und ethnologischen Museen kam, wird gegenwärtig zunehmend in Politik und Medien diskutiert. Dass diese Frage keineswegs neu ist, zeigt die Autorin, deren Stimme zu den meistbeachteten in dieser Debatte gehört, in ihrem akribisch recherchierten Werk. Am Beispiel Afrikas schildert sie das bis in die 1960er-Jahre zurückreichende und lange vergebliche Bemühen, einige der im Kolonialzeitalter verschleppten Objekte als Dauerleihgabe zurückzuerhalten. Objekte, die für die Identitätsbildung gerade unabhängig gewordener Staaten als wichtig betrachtet wurden, wie z.B. Zeugnisse aus dem 1897 zerstörten und geplünderten Königreich Benin im heutigen Nigeria, von denen sich viele auch in deutschen Museen befinden.
Ein Schwerpunkt der Studie liegt auf den Strategien von Kulturfunktionären zur »Restitutionsabwehr«, der Verhinderung von Rückgaben. Verzögerungstaktik und gezielte Fehlinformation gehörten dabei zu den erfolgreich eingesetzten Methoden, wie die Autorin nach der Auswertung umfangreichen Aktenmaterials bis zum Jahr 1985 zeigen kann. Die dadurch in Afrika erzeugte Verbitterung lässt sich gut nachvollziehen.
Sollte sich die im Untertitel des Buchs konstatierte postkoloniale Niederlage nun doch noch, wonach es im Augenblick aussieht, in einen Sieg verwandeln lassen, wäre dies in nicht geringem Maße das bleibende Verdienst von Bénédicte Savoy.
| Claus Hattler