»Auf dem Landgut der Aurelia Faustiniana ist ein Bad, in dem nach Art der Stadt gebadet wird und in dem alle menschlichen Bedürfnisse erfüllt werden.« Da kann man es sich gut gehen lassen, scheint der uns unbekannte Römer sagen zu wollen. Sprich: Nicht nur in (großen) Städten gab es bei den Römern Thermen, sondern auch in Militärstand- und kleineren Orten. Ein solcher ist Biriciana am Limes – das heutige Weißenburg in Bayern. 1977 wurde die Thermenanlage mit den beachtlichen Maßen von 65 × 42,5 m entdeckt. Seit 1979 unter einem Schutzbau, wurde sie restauriert und 1985 als archäologisches Denkmal der Öffentlichkeit übergeben.
Yvonne Reichel hat sich nun dieses wahrhaft herausragenden Denkmals angenommen, beschreibt gut lesbar die Geschichte römischer Thermen und stellt jene in Weißenburg im Besonderen vor, indem sie den Leser gleichsam mit auf einen Rundgang durch ebendiese nimmt. Dabei erläutert sie, mit mehreren lohnenden Exkursen, die verschiedenen Bauphasen und die »Arbeitsweise« der Therme. Fragen bleiben wie die, warum Frauen den doppelten Eintrittspreis für den Thermenbesuch zahlen mussten.
In einem Band wie diesem darf »Nörgelbruder« Seneca, der über einem Bad wohnte, nicht fehlen: »Stelle Dir nun alle Arten an Geräuschen vor, die Hass auf die eigenen Ohren hervorrufen: Wenn Kraftprotze üben und ihre Hände, die mit Bleigewichten beschwert sind, schwingen, wenn sie sich entweder abmühen oder so tun, als ob sie sich abmühten, höre ich Stöhnen …« Ein schöner Band! | Peter Kracht (†)