Thomas Ertl gelang es, nicht nur die vielgestaltige mittelalterliche Wirtschaftsgeschichte greifbar darzustellen, sondern auch deren moderne Rezeption und aktuelle Debatten zu beleuchten.
Die ersten drei der insgesamt neun Kapitel bieten einen chronologischen Überblick über die Wirtschaft in Westeuropa und der mediterranen Welt. Danach werden zeitlich und geografisch übergreifende Teilaspekte intensiver betrachtet, angefangen bei Institutionen. Nachdem der Autor das gefährliche Fahrwasser von vormodernem Bruttoinlandsprodukt und Bevölkerungstheorie verlässt, entführt er den Leser zu einer Shoppingtour auf die Straßen europäischer Städte, die durch den geschickten Einsatz von Bild- und Schriftquellen zum Leben erweckt werden. Eine besondere Glanzleistung stellt des Weiteren die Untersuchung der Wirtschaftsentwicklung aus globalgeschichtlicher Perspektive dar. Die abschließenden Kapitel über Quellenkunde und Forschungsgeschichte schlagen einen schönen Bogen zur Einleitung und runden damit das Werk ab.
Das Buch räumt mit Vorurteilen über die Wirtschaft des Mittelalters auf, die sich bis heute hartnäckig im kollektiven Verständnis gehalten haben. Außerdem erlauben die konzisen Erläuterungen wissenschaftlicher Thesen, einen Blick durch die Linse eines fundierten Experten auf die Disziplin zu werfen. „Bauern und Banker“ ist ein leicht verständliches und dennoch gehaltvolles Überblickswerk, welches jedem Mittelalterinteressierten empfohlen werden kann.
| Michael Schwarz