Wo das Original verhalten »The Longest Story« heißt, lässt die deutsche Version das kämpferische Handbuch einer Erbfeindschaft erwarten.
Girlings Hauptthesen sind breiter gefächert: Das Verhältnis Mensch–Tier besagt viel zum Verhältnis Mensch–Mensch; Menschen neigen zum Ausleben von Eigenwillen und Machtbedürfnis; Menschen machen gemeine Sachen (in Religion und Politik eigentlich nichts anderes). Ein ehrgeiziges Programm für einen Schnelldurchgang von der Frühgeschichte bis heute … und auch ein gestandener Natur- und Wissenschaftsjournalist kann nicht zaubern.
Die erste Hälfte enthält eine unterhaltsame Mixtur aus Zufallsfunden, Funfacts, glattem Unfug und Klischees über das kollektive Denken »der« Römer (grausam), »des« Mittelalters (grausam) und »der« Renaissance (genial-grausam). Für die Moderne aber haben wir plötzlich ein zuverlässiges Buch vor uns, das sich in thematisch gegliederten Kapiteln perspektivenreich in die volle Komplexität der Fragen vorwagt – vom Tier als Waffe und Nutzobjekt über die Einmaligkeit des Menschen bis zu den Zielkonflikten rund um unsere gemeinsame Zukunft. Girling verspielt durch den Verzicht auf Stellennachweise und Literatur (jenseits einiger Lesetipps) viel von seinem Potential als Argumentationsbasis. Genug zum Lernen und Nachdenken ist dennoch übriggeblieben, von der durchweg »menschenfreundlichen« schwungvollen Aufbereitung zu schweigen.