»Wie treffend!«, möchte man dem Titel des Buches mit Blick auf die gegenwärtig herrschende Pandemie bescheinigen. Gemeint ist freilich nicht das Corona-Virus, sondern ein anaerobes Bakterium namens Yersinia pestis, das die Menschheit in Europa in mehreren Wellen seit der Spätantike in vernichtendem Griff hielt. Gleichwohl diente COVID-19 dem Autor, der sich als Professor für Geschichte an der Universität Freiburg (Schweiz) sonst vornehmlich mit der italienischen Renaissance beschäftigt, als Impuls für einen »vergleichenden Blick« auf die Geschichte der großen Pestepidemie um 1348. Vor allem in Bezug auf die Anstrengungen der Menschen, den »Schwarzen Tod« von einst und die Seuchevon heute nicht nur körperlich gesund zu überstehen, sondern deren Folgen auch psychisch zu bewältigen, legt Reinhardt auffällige Parallelen dar. So eingängig das Buch den Verlauf und die Ausbreitung der Pest von den Anfängen in Asien bis zu ihrem vorläufigen Erlöschen in Europa auch schildert, es liefert manchem Leser schon lange Bekanntes. In der Quellenauswahl extrem historisch ausgerichtet, lässt es auch die vor allem in den letzten zehn Jahren erschienenen archäologischen Forschungsergebnisse unberücksichtigt. Besonders lesenswert ist allenfalls der dritte mit dem Titel »Die Menschen nach der Pest« übertitelte Teil des Buches, der sich einer Betrachtung der Kunst- und kulturgeschichtlichen Auswirkungen der Pest widmet, die dereinst sicher auch einmal für unsere »Corona-Krise« geschrieben werden wird.