Das hellenistische Zeitalter wird gemeinhin definiert von Alexander dem Großen bis zum Jahr 30 v.Chr., als mit dem Selbstmord Kleopatras das letzte Diadochenreich von der politischen Landkarte verschwand und Ägypten zur römischen Provinz wurde. Angelos Chaniotis, in Princeton lehrender Althistoriker, verlängert nun in seinem Band dieses Zeitalter bis zum Tode Kaiser Hadrians im Jahr 138. Er begründet diese zeitliche Neufassung des Hellenismus plausibel mit der Einrichtung des Panhellenions – »eines Ratsgremiums, in dem sich zumindest theoretisch alle Städte griechischen Ursprungs versammelten« (S. 12). In der Tat hat die griechische Kultur nach Alexander dem Großen weite Teile Europas, Afrikas und Asiens geprägt, eben über den Tod Kleopatras hinaus! Seine Eroberungen sorgten für überregionale Beziehungen, die letztlich zu einer »Globalisierung« in der damals bekannten Welt führten.
Der Band gliedert sich in einen ereignisgeschichtlichen Teil, beginnend mit dem Aufstieg Makedoniens. Das Augenmerkt legt Chaniotis dann aber auf höchst spannende Querschnittskapitel, die jene Zeit eindrucksvoll zum Leben erwecken: Hier geht es detailreich und mit zahlreichen Quellenstellen belegt um Könige und Königreiche, um ökonomische Netzwerke, um gesellschaftliche Gruppen, um Religionen, um die weite Welt und Lokalpatriotismus pur.
Schon in seiner Einleitung zieht Chaniotis ein Fazit des »langen hellenistischen Zeitalters« (S. 18): »Dieses Zeitalter bietet Denkanstöße für wachsame Beobachter von heute.« Recht hat er!
| Peter Kracht