Petroglyphen und anthropomorphe Statuen in Kirgistan, Kasachstan und der Mongolei stehen selten im Fokus. Umso schöner ist es, dass Johannes Reckel – Fachmann für die Sprachen und Geschichte Inner- und Ostasiens – einen prächtigen Bildband zu diesen Denkmälern vorgelegt hat. Die über 260 Fotos kamen im Rahmen vieler Erkundungsfahrten in den letzten Jahrzehnten zustande. Den Großteil nehmen die nach Ländern und Fundplätzen sortierten Felsbilder ein. Prominent vertreten sind die absolut sehenswerten UNESCO- Welterbestätten Shiveet Khairkhan im mongolischen Altai und Tamgaly in Kasachstan. Die Blütezeit der Petroglyphen liegt in der Bronze- und älteren Eisenzeit, der skythische Tierstil bildet die letzte Hochphase. Mit der Gründung des ersten nomadischen Reiches im Jh. v.Chr. nimmt die Zahl und Vielfalt der Darstellungen stark ab.
Von den Statuen stellt Reckel die beiden größten Gruppen vor: in Stein gemeißelte Hirsche (1400–800 v.Chr.) und alttürkische menschengestaltige Stelen (6.–9. Jh. n.Chr.). Beide werden mit Ahnenverehrung in Verbindung gebracht.
Die einführenden, holprig geschriebenen Texte schildern den Kenntnisstand zu Sachformen und Kulturen zutreffend, aber das Wissen ist wegen der dynamischen Forschung einem schnellen Wandel unterworfen. Eine kenntnisreich zusammengestellte Bibliografie erleichtert den Wissenserwerb.
Der qualitätvolle Abdruck der Fotos und die gute Haptik des Papiers machen das Buch zu einem Seherlebnis.
| Jan Bemmann