Niemand weiß, wie Homo Sapiens gesprochen oder gesungen hat, als er sich von Afrika vor etwa 70000 Jahren über große Teile unserer Erde ausbreitete. Was man aber kennt, sind Hinterlassenschaften im bildnerischen Bereich. Es sind die frühen plastischen Artefakte, die Archäologen in tiefsten Kulturschichten entdecken. Aber vor allem die weltweit verbreiteten Malereien und Ritzungen in Stein und Fels können uns Hinweise auf das Handeln und Denken der Menschheit seit Ihren Anfängen geben. An Ihrer Erforschung hat der Ethnologe Leo Frobenius wesentlich beigetragen. Auf seinen Expeditionen vor allem nach Afrika ließ er um die 5000 Kopien der immobilen Kulturbeweise herstellen. Diese wurden auch hierzulande der Öffentlichkeit gezeigt; zwischen den beiden Weltkriegen rissen sich Ausstellungsmacher geradezu darum. Höhepunkt war 1937 eine große Schau im New Yorker Museum of Modern Art, als in Deutschland solche Bildwerke nicht mehr geduldet waren. Der frappierende Einfluss der oft bildhaften Symbolik in den Darstellungen auf die moderne Kunst war fast vergessen worden, als 2016 im Berliner Gropiusbau wieder eine Ausstellung inszeniert wurde, wo die Bedeutung der Frobeniuskopien für die Moderne beispielhaft vor Augen geführt wurde. Dieser und einer Ausstellung 2021 in Zürich verdanken wir dieses wunderbare Buch. Die Darstellung eines Stücks Menschheitsgeschichte in zwei Akten: Die Erschaffung der Werke und ihre Rezeption Tausende Genera-tionen später. Eigentlich ein Muss für Kunstfreunde und jene, die die Ausstellungen nicht sehen konnten.