»Das ganze Volk der Gallier ist in hohem Maße religiös«. Diese Worte Caesars zeigen die Bedeutung, die das religiöse Denken im Leben der Kelten besaß. Der Begleitband zur großen Sonderausstellung im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg, die noch bis 9. Januar 2022 zu sehen ist, zeichnet ein fundiertes Bild religiöser Zeugnisse und Praktiken der Eisenzeit, nicht nur in Südwestdeutschland, sondern in ganz Mittel- und Westeuropa. Der Bogen spannt sich von naturheiligen Plätzen wie charakteristischen Felsformationen, Höhlen oder Gewässern, an denen Weihegaben deponiert und versenkt wurden, über gebaute Heiligtümer, die teilweise bis in die Römische Kaiserzeit fortlebten, bis hin zum Toten- oder Ahnenkult, der sich an Grabhügeln entzündete, insbesondere an »Fürstengräbern« der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Eigene Kapitel sind dem für antike Schriftsteller so verstörenden Schädelkult der Kelten und dem berühmten Silberkessel von Gundestrup gewidmet, der aufgrund seiner mythologischen Darstellungen als wichtigstes Zeugnis keltischer Religion gilt. Abschnitte über die Druiden, die priesterliche Funktionen und politische Aktivität in sich vereinten, und zur Tradition keltischer Gottheiten in römischer Zeit runden den ebenso handlichen wie gut lesbaren Band ab, an dem man lediglich das sehr knapp gehaltene Literaturverzeichnis bemängeln kann.
| Holger Baitinger