Wie Dietrich Raue einleitend schildert, weckten folgenreiche Zufälle sein Interesse an Heliopolis und mündeten nicht nur in einer mehrjährigen deutsch-ägyptischen Kooperation, sondern verhalfen letztlich auch diesem rundum gelungenen Werk zu seiner Entstehung. Der erste Teil führt den Leser in die tatsächliche und mythologische Landschaft von Heliopolis ein. Zahlreiche altägyptische Texte preisen diesen Ort als Ursprung der Schöpfung, die mit der spontanen Entstehung des solaren Gottes Atum ihren Anfang nahm. Als mythologische Stätte des ersten Sonnenaufgangs wird Heliopolis zu einem religiösen Zentrum, an dem sich nicht nur altägyptische Herrscher durch Bauprojekte zu übertreffen suchten, sondern das auch über Ägypten hinaus als Ort der Weisheit Bekanntheit erlangte. Auf historische Einzelheiten geht der zweite Teil des Werkes ein und untermalt diese anschaulich mit Grabungsfunden. Dabei hebt Raue die Glanzzeit der heiligen Stätte hervor, deren mit Edelmetallen beschlagenen Obeliskenspitzen einst weithin strahlten. Zugleich berichtet er von ihrem Untergang und allmählichem Abbau, ihrem Verschwinden unter modernen Müllbergen und schließlich von der sukzessiven Wiederentdeckung des Ortes durch sein deutsch-ägyptisches Team.
Von der ersten Zeile an weiß Raue den Leser zu fesseln, erzählt in einem lebendigen und farbenfrohen Ton, spickt seinen Bericht mit zahlreichen Anekdoten und unterstreicht den hohen Stellenwert der ehemals heiligsten Stätte des Alten Ägypten.
| Natalie Schmidt