Goldene Prunkhelme, Lederharnische und erfundene Namen, die scheinbar willkürlich lateinische Wörter aneinanderreihen – wohl keine Kultur der Geschichte ist uns so vertraut und gleichzeitig so fremd wie die antiken Römer. Das vorliegende Buch setzt sich allerdings nicht mit flachen optischen Klischees über das Altertum auseinander. Stattdessen hat Günther Thüry es sich zum Ziel gesetzt, tief liegendem Halbwissen über die Geschichte der Antike den sprichwörtlichen Kampf anzusagen.
Nach einem chronologischen Abriss über die Geschichte der römischen Expansion, der hervorragend durch zusammenfassende Tabellen ergänzt wird, werden bestimmte Aspekte des römischen Staates und ihre Mentalität besprochen. Hierzu gehören Provinzverwaltung ebenso wie der berüchtigte Militarismus und Konzepte von Männlichkeit. Leider ist diese breite thematische Aufstellung bei aller Kürze gleichzeitig ein Problem des Buches, da selten die Zeit bleibt, eine echte Schlussfolgerung zu formulieren. In den Kapiteln wird eine Fehlvorstellung genannt und einige Quellen als Gegenbeispiel genannt. Eine wirkliche kritische Auseinandersetzung findet allerdings nicht oft statt. Was möglicherweise dazu gedacht war, den Leser zum kritischen Nachdenken anzuregen, führt so leider eher zu einem gewissen Gefühl des «In-der-Luft-hängengelassen-Werdens«. Dennoch handelt es sich hier um ein gutes Buch für Einsteiger in antike Geschichte ebenso wie für erfahrene Interessierte, die sich selbst einmal den Spiegel der Selbstreflexion über lang gehegte Vorurteile vorhalten wollen.