Der opulent aufgemachte, sowohl in Umfang und Gewicht als auch vom Inhalt her wahrhaft gewaltige Begleitband zur gleichnamigen archäologischen Landesausstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, die noch bis zum 9. Oktober in insgesamt fünf Museen zu sehen ist, nimmt sich eines topaktuellen Themas an. Denn neben der Frage nach der mehr verbindenden als trennenden Funktion von Grenzen als wirtschaftliche und kulturelle Kontaktzonen, wie sie kürzlich auch in der AiD (etwa im Sonderheft 18/2020 und dem regulären Heft 06/2021) betrachtet wurden, sind es vor allem die Grenzstreitigkeiten in den Konfliktregionen der Gegenwart, die uns in den vergangenen Wochen wieder verstärkt mit den stets gleichen seit der Antike bestehenden Problemen des territorialen Mit- und Nebeneinanders konfrontieren.
Entgegen dem weit gefassten Titel des Buches betrachten die zahlreichen übersichtlich gegliederten, reich bebilderten und mit umfangreichen Literaturhinweisen versehenen Beiträge allerdings nur die Situation in der römischen Provinz Niedergermanien – diese allerdings derart vollständig, dass der Publikation auch mit Blick auf den beachtlichen Reigen der prominenten Fachautorinnen und Fachautoren künftig gewiss die Rolle eines Standardwerks zukommen wird.
Eine beispielhafte Bestandsaufnahme für die Archäologie der römischen Besatzung und Besiedlung der Gebiete zwischen Maas und Weser.