Augustus und die Entstehung des römischen Kaisertums
Augustus gelangte in den Bürgerkriegen, die an Caesars Ermordung im März 44 v. Chr. anschlossen, zur Macht und war von 30 v. Chr. bis zu seinem Tod 14 n. Chr. faktisch Alleinherrscher des Römischen Reiches. Die aus den Bürgerkriegen hervorgegangene Militärdiktatur wurde von Augustus in rechtliche Formen gekleidet. Nach und nach wurde die Republik durch Ämterhäufung und die Übertragung von Sondervollmachten in eine Monarchie umgebaut. Dabei gelang es Augustus, nach dem Trauma der Bürgerkriegszeit einen breiten Konsens für seine Herrschaft zu organisieren. Dadurch prägte er für etwa drei Jahrhunderte das Rollenbild eines römischen Kaisers.
Der ungeliebte Aussteiger Tiberius
Mit dem folgenreichsten Ereignis seiner Regierungszeit hatte Tiberius nur mittelbar etwas zu tun: der Kreuzigung Jesu durch Pontius Pilatus am 7. April 30. Die Hauptleistung des Tiberius bestand darin, eine dauerhafte Weiterführung des Prinzipats auch ohne seinen Schöpfer Augustus bewerkstelligt zu haben. Er war ein fähiger und erfolgreicher Feldherr, allerdings in einer Zeit, bevor er Kaiser wurde, und er wurde das ‚Opfer‘ einflussreicher Meinungsmacher. Diese machten aus ihm ein Monstrum, das, selbst moralisch verkommen, zahllose Senatoren und Ritter durch Prozesse in den Abgrund gestoßen habe. Dieses Bild wirkt bis heute nach, aber durch die moderne Althistorie geht es ihm schon viel besser.
Caligula – Urtyp eines ‚verrückten‘ Kaisers
Gaius (Iulius) Caesar Germanicus, genannt Caligula, lenkte die Geschicke des Römischen Reiches lediglich vier Jahre, von 37 bis 41. Diese Zeit reichte aus, um den gefeierten Sprössling des beliebten Germanicus in der Rückschau aus senatorischer Feder zum Inbegriff eines zutiefst böswilligen und skrupellosen Gewaltherrschers zu machen. Caligula stellt das Paradebeispiel für einen dem sogenannten Caesarenwahn verfallenen Autokraten dar – eine Bewertung, die sich vor allem seit der zweiten Hälfte des 19. Jh.s festigte. Dem gegenüber steht der Eindruck aus Münzen und Skulpturen, die das Bild eines jungen Mannes evozieren, dem es vor allem um die Legitimation seines Status als Kaiser und die Kontinuität mit seinen Vorgängern ging.
Claudius – Gott, Herrscher, Sonderling?
Am 13. Oktober im Jahr 54 erreichte Kaiser Claudius die Himmelspforten. Nach anfänglichen Problemen beim Einlass durfte der stotternde Kaiser schließlich vor dem himmlischen Senat sein Anliegen vorbringen, selbst unter die Götter aufgenommen zu werden. Vielleicht wäre dies Claudius auch geglückt, hätte nicht Divus Augustus die Götterversammlung an all die Schandtaten erinnert, die Claudius begangen haben soll. So blieb Claudius der Himmel für immer verschlossen, ja er musste sogar als einfacher Gerichtsdiener in der Unterwelt sein Dasein fristen – so berichtet zumindest die von Seneca in neronischer Zeit verfasste Satire „Apocolocyntosis“ (‚Verkürbissung‘). Dass Claudius gleichzeitig offiziell als Divus, als Staatsgott, verehrt wurde, verdeutlicht die Tragik dieser Figur.
Nero auf der falschen Bühne
Über kaum einen Kaiser sind die antiken Autoren gehässiger hergefallen als über Nero. Ein Muttermörder und Tyrann, singend im Anblick des brennenden Roms, kaltblütig bei der Ermordung seiner Gegner. Doch wie gelingt es uns, hinter die Fassade des wahnsinnigen Wagenlenkers zu blicken? Lässt sich ein unvoreingenommenes Bild von Neros Herrschaft zeichnen? Nero mochte sein Leben so gelebt haben, als hätte er es auf einer Bühne verbracht. Doch ganz so eindimensional, wie die Quellen sie beschreiben, war seine Herrschaftszeit nicht, im Gegenteil: Hätte er einen Weg gefunden, sich mit den Senatoren darauf zu einigen, wie sich ein Kaiser zu inszenieren hatte, wäre er vielleicht als großer Bauherr, großzügiger Spender und innovativer Künstler in Erinnerung geblieben. Es lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen.
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