Die Reise der Heiligen Familie

Auszug aus dem Sonderheft der ANTIKEN WELT „Das koptische Ägypten. Schätze im Schatten der Pharaonen“. 136 S. mit 115 farb- und 7 s/w-Abb., 21 X 29,7 cm, kart. wbg Zabern, Darmstadt 2019.

Pilgermagnet Grotte – legendenhafte Station der Heiligen Familie.
Pilgermagnet Grotte – legendenhafte Station der Heiligen Familie.© Jo Bischof

Unter den christlichen Heiligtümern am Nil, die wie auf einer Perlenkette aufgereiht Ägypten von Nord nach Süd durchziehen, liegen viele den Legenden nach auf der Route, die einst die heilige Familie auf der Flucht vor Herodes zurückgelegt haben soll. Historisch ist dies nicht belegbar – am zeitnächsten zu diesem Geschehen steht eine Passage im Evangelium nach Matthäus (2,13–19), ansonsten berichten nur sehr viel spätere Geschichten davon. Dennoch ist diese Reise der Heiligen Familie für die ägyptische Kirche eine zentrale Glaubensbasis.

Die Flucht nach Ägypten

13 Da sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des HERRN dem Joseph im Traum und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und flieh nach Ägyptenland und bleib allda, bis ich dir sage; denn es ist vorhanden, daß Herodes das Kindlein suche, dasselbe umzubringen.
14 Und er stand auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich bei der Nacht und entwich nach Ägyptenland.
15 Und blieb allda bis nach dem Tod des Herodes, auf daß erfüllet würde, was der HERR durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“

Der Kindermord des Herodes

16 Da Herodes nun sah, daß er von den Weisen betrogen war, ward er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Kinder zu Bethlehem töten und an seinen ganzen Grenzen, die da zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den Weisen erlernt hatte.
17 Da ist erfüllt, was gesagt ist von dem Propheten Jeremia, der da spricht: 18 „Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört, viel Klagens, Weinens und Heulens; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.“ (1. Mose 35.19)

Die Rückkehr aus Ägypten

19 Da aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des HERRN dem Joseph im Traum in Ägyptenland

Danach gefragt, warum Ägypten ein so besonderes und anziehendes Land sei, antwortete Bischof Damian aus dem koptischen Kloster in Höxter-Brenkhausen einmal: «Weil die Heilige Familie dort war.» Unter diesen Orten ist der bekannteste Deir el-Durunka, etwa 10 km südwestlich der Bezirkshauptstadt Assiut, dem Lykopolis der spätantik-christlichen Zeit, gelegen. Unter den dort ansässigen Klöstern und christlichen heiligen Stätten ist das Kloster Deir al-Adra, das Kloster der Jungfrau Maria mit der großen Höhle, das berühmteste. Jährlich im August machen sich Autokolonnen mit hunderttausenden Pilgern auf, die am großen Fest zu Ehren der Jungfrau Maria teilhaben wollen. Es erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei Wochen! Immer wieder soll es hier, aber auch an anderen Orten des Landes, zu Marienerscheinungen kommen.

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Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte 6/2019

Das Land der Pharaonen – so nehmen wir Ägypten heute wahr. Über die christliche Geschichte Ägyptens ist wenig bekannt: Reisen, Bücher, Dokumentationen führen uns ohne Umweg zu den, fraglos faszinierenden, Pyramiden. Hält man sich an das Neue Testament, floh die Heilige Familie vor Herodes in das Land des Nils. Früh christianisiert, bezeugen Papyri aus Ägypten nicht nur die Anfänge des ägyptischen Christentums. Vielmehr machen bedeutende Funde neutestamentlicher Handschriften die frühe Geschichte des Neuen Testamentes erst greifbar.

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