Hoher starker Turm der mittelalterlichen Burg auf rundem, quadratischem, rechteckigem oder polygonalem Grundriss, der isoliert im Zentrum der Anlage oder an einer Seite der Ringmauer stand.
Der Bergfried war im Gegensatz zum französischen Donjon nicht vornehmlich zu Wohnzwecken gedacht, vielmehr hatte er eine fortifikatorische Funktion, diente zur Verteidigung, als letzter Rückzug sowie Auslug und als weithin sichtbares Statussymbol der Burgherren. Da Bergfriede gleichwohl zumindest zeitweise bewohnt sein konnten, beispielsweise vom Turmwächter, wurden die oberen Stockwerke teils mit Kaminen beheizt. Der Eingang zum Bergfried liegt nicht auf Bodenniveau, sondern ist ein Einsteigeloch in mehrfacher Mannshöhe, das über leicht zu entfernende hölzerne Leitern, einen Wehrgang oder einen abwerfbaren Holzsteg von einem Nebengebäude zu erreichen war. Im unteren Teil des Bergfrieds ist die Mauerstärke beträchtlich, Platz fand hier häufig nur ein kleiner schachtartiger, wahrscheinlich zur Vorratshaltung genutzter Raum. Wie auch in den oberen Stockwerken gab es Licht nur durch schmale Mauerschlitze. Im Innern reduziert sich die Mauerstärke nach oben hin, geschossweise Absätze dienen als Auflager für die Deckenbalken. Die Verteidigung erfolgte zunächst von der offenen, mit Zinnen oder einer Brustwehr versehenen oberen Plattform (Wehrplatte); vorkragendes Wehrgeschoss oder Wehrerker waren erst im späten Mittelalter üblich. Der Bergfried kann aber auch mit einem Zelt- oder Satteldach gedeckt sein.
Autor: Annegret Kotzurek