2800–2300 v. Chr.
Als Kulturbegriff 1892 von J. Mestorf eingeführt, um die holsteinischen Einzelbestattungen unter Erdhügeln von den Kollektivgräbern der Megalithkultur bzw. Trichterbecherkultur abzugrenzen. Nördliche neolithische Gruppe der Schnurkeramik, in Bestattungssitte und Grabbeigaben mit dieser prinzipiell identisch (auch Becherkultur, Streitaxtkultur). Abgrenzung gegenüber der Schnurkeramik über das Fehlen von Amphoren, die Dominanz der jütländischen Streitaxtform und das Fehlen von Facettenäxten definiert. Verbreitung in Dänemark (v.a. Jütland), Norddeutschland (Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Niedersachsen, Mittelelbe-Gebiet) und Polen.
Gräber:
Die Toten wurden in überhügelten, OW-gerichteten Einzelgräbern als Hocker bestattet (Hockerbestattung); Gräber z.T. mit Holzverkleidung, Steinverkeilung oder Steinrahmen. Innerhalb eines Grabhügels können sich mehrere Gräber unterschiedlicher Ausstattung und Bodeneintiefung befinden. Klassische Unterteilung in drei chronologische Gruppen: Das (älteste) Untergrab wurde in die Erde eingetieft, das ebenerdige Bodengrab bildet die nächstjüngere Einheit. Das Obergrab befindet sich auf einem künstlichen Erdhügel. In manchen Hügeln befinden sich vier stratigraphisch unterscheidbare Gräber, wobei das jüngste als Oberstgrab bezeichnet wird. Zum Grabinventar gehören Becher, Streitäxte (Streitaxtkulturen) aus Felsgestein sowie Beile, Meißel, Dolche und Pfeilspitzen aus Feuerstein, außerdem Schmuck aus Bernsteinscheiben. In Dänemark sind die Untergräber mit A-Äxten durchweg keramiklos.
Relativ häufig treten Gräber der E. auch als Nachbestattung in Megalithgräbern auf, was für ein kulturelles Kontinuum spricht.
Siedlungen:
In Dänemark verschiedene Siedlungen im A-Horizont sowie in der Obergrab- und Dolchzeit. Es dominieren in den Boden eingetiefte, OW-gerichtete Pfostenhäuser mit rechteckigem Grundriss und Firstdach. Ansonsten kaum evidente Wohnstrukturen, meist nur Siedlungsgruben. In Mitteldeutschland (v.a. Mittelelbe um Magdeburg) gibt es eine Reihe von Siedlungsplätzen des A-Horizontes, später unter starkem Einfluss der Schönfelder Kultur.
Inventar:
Im Vergleich der Regionalgruppen sehr heterogen: In Schleswig-Holstein und Niedersachsen geschweifte Becher mit Fischgräten-, Stichreihen- oder Wellenverzierung; in Obergrabzeit Zonen- und echte Glockenbecher sowie Riesenbecher (Obergrab- und Dolchzeit). Streitäxte in typologischer Reihe (jütländisches Schema) bilden das Grundgerüst der relativen Datierung; am Ende steht die Ablösung durch die Flintdolch-Ausstattung.
Kulturell-chronologische Einordnung:
Die E. folgt auf die nordische Trichterbecherkultur; der jüngere Abschnitt ist teilweise deckungsgleich mit der Glockenbecherkultur.
Autor: Leif Steguweit