(lat. gemma: Knospe, Edelstein): In römischer Zeit wurden bearbeitete Edel- oder Halbedelsteine mit eingetiefter oder erhabener Verzierung als G. bezeichnet. Heute meint G. im engeren Sinne einen Stein mit eingeschnittenem Negativbild (auch Intaglio), den man z.B. für Siegel verwenden kann. Als Kameo bezeichnet man dagegen ein geschnittenes positives Relief auf Stein. Der Begriff G. wird aber auch heute manchmal als Oberbegriff für Intaglio und Kameo benutzt. Die Kunst, Steine als Schmuckstücke zu schneiden nennt man Glyptik
Die ältesten geschnittenen Steine (sog. Rollsiegel) treten ab dem 5. Jt. v. Chr. in Mesopotamien auf. Die Steinschneidekunst breitete sich weiter aus, in Ägypten wurden etwa Steine in Skarabäusform geschnitten, auch die minoische Kultur brachte es zeitweilig zu hoher Blüte. In der griechischen Welt geriet die Glyptik jedoch in den Wirren des 13. Jh. v. Chr. wieder in Vergessenheit, Produkte aus klassischer Zeit sind dann vergleichsweise schlicht.
Im 5.–4. Jh. v. Chr. werden dann durch den phönikischen Handel wieder neue Anregungen im Mittelmeer verbreitet. Im Hellenismus waren dann v.a. Siegelringe beliebt, eine Sitte, die auch von den Römern aufgegriffen wurde. Im römischen Reich waren G.-Werkstätten weit verbreitet, sie belieferten einen riesigen Markt. Alle bekannten Schmuck- und Edelsteine wurden verarbeitet, es gab wechselnde Steinmoden, und auch der Ersatz durch Glaspaste wurde in hoher Qualität gefertigt. G. wurden als Fingerring, als Schmuckstück oder ungefasst als Sammelobjekt geschätzt, ihrer Symbolik nach oft auch als Amulett. Die Bildmotive stammten v.a. aus Mythologie und Religion.
In der späten Kaiserzeit (Römische Kaiserzeit) sank die Qualität wieder, ohne dass der Bedarf nachgelassen hätte. Haltbarkeit, Auffälligkeit und praktische Verwendbarkeit sorgten für ein laufendes Recycling von G. von der Spätantike durch das Mittelalter hindurch bis heute und inspirierten, v.a. seit der Renaissance, auch wieder Nachahmungen und Neuschöpfungen.
Autor: Martin Baumeister