Bei den L. handelt es sich um eine Bevölkerungsgruppe innerhalb des spätrömischen Reiches (Ersterwähnung 287 n. Chr.), die aus unterworfenen Gegnern, häufig Germanen, bestand. Diese wurden in begrenzten und weit verstreuten Gebieten angesiedelt, um eine zweifache Aufgabe zu erfüllen: Zum einen sollten sie entvölkerte Gebiete bewirtschaften, deren Ertrag dem Militär zugute kam. Zum anderen waren sie zur Stellung von Rekruten verpflichtet.
L. waren damit zwar nicht frei, durch den Militärdienst jedoch benachbarten römischen Bauern (sog. Colonen) sozial überlegen. Der Begriff L. ist nicht ganz eindeutig herzuleiten, er könnte aus dem Germanischen entlehnt sein, jedenfalls tauchen im Frühmittelalter wiederholt ähnliche germanische Bezeichnungen auf, die eine Gruppe von Abhängigen bezeichnen.
Die Quellen nennen mit dem Begriff L. zusammen häufig ethnische Bezeichnungen, dies könnte auf die jeweilige Entstehung eines L.-Verbandes aus einer Gruppe von Kriegsgefangenen schließen lassen. Diese Gruppen, die als Militäreinheiten häufig verlegt wurden, müssen ihre Geschlossenheit auf Dauer nicht unbedingt gewahrt haben, können jedoch den Namen aus Traditionsgründen beibehalten haben.
Die schriftlichen Quellen lassen kaum eine eindeutige Zuschreibung archäologischer Funde zu den L. zu, diese waren wohl materiell innerhalb kurzer Zeit assimiliert, ihre Gräber wären demnach denen der Provinzialbevölkerung gleich. Die Deutung von Gräbern des 3.-5. Jh. mit Waffenbeigabe in Nordgallien als germanische L., die noch bis in die 70er Jahre diskutiert wurde, wird deshalb heute weitgehend abgelehnt, diese Bestattungen werden eher autonomeren Gruppen wie germanischen Foederaten oder Söldnern zuzuschreiben sein. Die L. werden, anders als die geschlossen auftretenden Foederaten, durch ihren rechtlichen Status, eine hohe Mobilität im Militärdienst und baldige Vermischung mit Romanen kaum direkt zur Entstehung germanischer Reiche im Imperium beigetragen haben.
Autor: Martin Baumeister