(griech. lotos), aus diversen Pflanzen aus der Familie der Wasserlilien zusammengesetztes Darstellungsmotiv in der ägyptischen, antiken, hinduistischen und chinesischen Kunst. Lotos ist der bereits von Herodot verwandte Sammelbegriff für verschiedene Wasserpflanzen des Nils: der ägyptische Lotos mit blauen bzw. weißen Blüten und der ursprünglich in Südasien beheimatete, seit der Perserzeit (6. Jh. v.Chr.) auch in Ägypten verbreitete indische Lotos mit rosa bzw. weißen Blüten. Da der Lotos nachts seine Blüten im Wasser schließt und sie am Morgen wieder öffnet, ist er die wichtigste Symbolpflanze der Ägypter (Symbol der Schöpfung und Wiedergeburt); zahlreiche Darstellungen finden sich auf Grabmalereien, Reliefs, Fußböden, bemalten Schalen und Amuletten. Die ägyptische Architektur verwendet die geöffnete oder geschlossene Lotosblüte als Kapitellornament von Säulen. Eine Weiterentwicklung des ägytischen Lotosornament bilden die in der minoischen und griechischen Kunst geläufigen Zierformen der Lotospflanze. In der griechischen Kunst wird die Lotosblüte zumeist mit drei Kelchblättern, zwischen denen die Blütenblätter sichtbar sind, dargestellt. Im regelmäßigen Wechsel mit der Palmette findet sie sich häufig als Anthemion (Lotos-Palmettenornament) sowohl als Relief als auch gemalt an Bauwerken. Außerdem ist das Lotosornament eine beliebte Verzierung in der griechische Vasenmalerei.
Autor: Annegret Kotzurek