Rössener Kultur

4.800 – 4.400 v. Chr.

Begriff 1900 von A. Götze eingeführt, nach der seit 1882 ausgegrabenen Nekropole von Rössen (Ldkr. Merseburg). Mittelneolithische Kultur in Westdeutschland, dem westlichen Mitteldeutschland und Südwestdeutchland. In Süddeutschland wird sie in verschiedene Regionalgruppen unterteilt: Großgartach, Planig-Friedberg, die Rhein-Main- und die Neckar-Gruppe sowie die Bischheimer und Schwieberdinger Gruppe. Für Mitteldeutschland wird die Rössener Kultur in eine ältere bzw. klassische und jüngere Phase gegliedert. Die klassische Phase ähnelt der süddeutschen Planig-Friedberg-Gruppe.

Siedlungen:

Lage der Siedlungen meist in Schwarzerdegebieten, gegenüber der Linienbandkeramik hat sich die Siedlungsfläche reduziert. Dörfer mit ebenerdigen Langhäusern von bis zu 65m Länge. Grundriss der Häuser trapezförmig oder mit leicht konvex gewölbten Längsseiten („schiffsförmig“), die meist in NW-SO gerichtet sind, mit dem Eingang und der Vorhalle im Südosten. Wände aus Spaltbohlen tragen das Dach, Wandgräbchen und Nebengebäude nachgewiesen. Länge der Häuser. In den Siedlungen runde Vorratsgruben, große Lehmentnahmegruben, Palisadengräben und Pfostenreihen (Kreisgrabenanlagen).

Gräber:

Meist Körperbestattungen in gestreckter Rückenlage oder leichter Hockstellung, in Mitteldeutschland S-N („Blickrichtung“ Osten), in Süddeutschland auch W-O gerichtet. Die Gräber wurden bis zu 1,5 m in die Erde eingetieft und z.T. mit Steinplatten bedeckt. Brandgrubengräber mit Leichenbrand und Beigaben in der Zuordnung zur R.K. umstritten. Neben Gefäßen als Grabbeigaben Kalksteinringe, Steinbeile, Silexklingen und Fleischbeigaben.

Inventar:

Kugelbecher und Kugeltöpfe, Pokale mit Standring sowie Schüsseln/ Kessel, Siebgefäße. Typisch auch Zipfelschalen und Schiffchengefäße. Farbe des Tons rötlich-braun, auch grauschwarze geglättete Keramik, die meist flächendeckend tiefstichverziert und weiß inkrustiert wurde (Farbreste häufig erhalten). Kennzeichnend ist der sog. „Geißfußstich“, außerdem Stempeleindrücke und Furchenstich. Gefäße ohne Tiefstichverzierung besitzen oft einen gekerbten Rand und Knubben oder Ösen auf dem Bauch. Steingeräte: durchlochte Schuhleistenkeile, schiefnackige Felsgesteinäxte, Flachbeile, dreieckige und querschneidige Pfeilspitzen aus Feuerstein. Häufig Schmuckbeigaben in Gräbern, wie Ketten aus Kalkstein-, Knochen- oder Gagatperlen, Anhänger aus Tierzähnen, sowie aus Böhmen importierte Marmorarmringe.

Kulturell-chronologische Einordnung:

Die R.K. entwickelt sich aus der Linienbandkeramik und frühen Stichbandkeramik. Am Ende regionale Weiterführung der R.K. in Epirössener Gruppen, zu denen die Bischheimer und Schwieberdinger Gruppe gehören (auch „Epirössener Kugelbechergruppen“ genannt). Daneben im Epirössener Horizont sog. Schulterbandgruppen, wie die Goldberg-Fazies. Zu den Poströssener Kulturen gehören in Bayern die Münchshöfener K. und im Osten die Lengyel-K. Im westlichen Mitteldeutschland wird die jüngere Phase der R.K. von der Gaterslebener Kultur abgelöst.

Autor: Leif Steguweit

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