Bei V. (auch: Westlandkessel) handelt es sich um eine spezielle Form von Kochkessel aus Kupferlegierung, welche zwischen dem 3. und 5. Jh. im Bereich der nordwestlichen römischen Grenzen und bis nach Skandinavien vor allem bei germanischen Völkern sehr beliebt war. Der Name stammt von der norwegischen Landschaft Vestland, wo dieser Typ häufig gefunden wird. V. treten in zwei Varianten auf, deren ältere (3. bis frühes 4. Jh.) einen ausgestellten Rand, einen geraden Hals, eine abgesetzte Schulter und ein kegelförmiges Unterteil mit gewölbtem Boden aufweist. Ein Henkel war an zwei angenieteten Attaschen (dreieckigen Befestigungen) eingehängt.
Die zweite Variante (3.-5. Jh. bzw. auf dem Kontinent bis ins 7. Jh.) hatte ebenfalls einen ausgestellten Rand, Hals und Oberteil waren jedoch konkav geschwungen, der Boden wiederum gewölbt. Hier waren die Attaschen mit dem Gefäßkörper in einem Stück gefertigt. Die Produktion der V. fand zunächst sicher in römischen Werkstätten statt, die jedoch nicht durch Funde belegt sind. Materialanalysen könnten hier weiterhelfen, wenn nicht davon ausgegangen werden müsste, dass für die Produktion auch wieder eingeschmolzenes Altmetall verwendet wurde.
Die massivsten Fundkonzentrationen der V. liegen in Norwegen und im Rheingebiet sowie England, mit einer weiteren Streuung auch in Skandinavien, Norddeutschland und vereinzelt Frankreich. V. treten in folgenden archäologischen Zusammenhängen auf: als Behältnisse für Depotfunde, als Altmetall im Zusammenhang mit Handwerk, in England und Skandinavien u.a. als Urne, sowie als Grabbeigabe. Offenbar wurden die V. nicht nur als Prestigeobjekt von germanischen Völkern geschätzt, sondern sie stellten aufgrund ihres Metallgewichtes auch eine wichtige Quelle für Rohmaterial dar.
Autor: Martin Baumeister