In der jüngeren Bronzezeit häufig dargestelltes religiöses Bildmotiv, verschiedentlich kombiniert aus den Einzelelementen Vogel, Schiff und der meist mittels konzentrischer Kreise oder als Speichenrad dargestellten Sonne. Charakteristisch für das gesamte Verbreitungsgebiet der Urnenfelderkultur ist das häufig auf Bronzearbeiten dargestellte Boot, dessen in geschweiften Vogelprotomen endende Steven eine zentral plazierte Sonnendarstellung säumen. Auch in der jüngeren Nordischen Bronzezeit begegnen ähnlich zusammengesetzte Motive, in denen Schiff, Vogel und Sonne kombiniert sind, mitunter ergänzt um Pferd, Schlange und anthropomorphe Darstellungen. Als bevorzugte Bildträger fungieren bronzene Rasiermesser, häufig begegnen auch Felsbilder. Auch in der älteren Eisenzeit findet das Motiv etwa in der Situlenkunst noch Anwendung, so auf der hallstattzeitlichen Bank von Hochdorf (D, Baden-Württemberg). Inhaltlich lassen sich die Darstellungen als Wiedergabe der Reise der kultisch verehrten Sonne auffassen, in deren Abhängigkeit als Bestimmerin des Tages- und Jahresrhythmus der Mensch stand. Das Schiff transportiert die täglich aufs Neue geboren werdende Sonne auf ihrem Weg durch den Tag- und Nachtzyklus, in dessen Gegensatzpaar von Licht und Dunkel sich auch die essentiellen Grunderfahrungen von Werden und Vergehen, Geburt und Tod spiegeln. Ähnlich findet sich das Motiv der Sonnenbarke auch in der ägyptischen Mythologie.
Autor: Angelika Hofmann