Wurtenforschung

Ursprünglich begründet liegt das Interesse an der Wurtenforschung in der Frage, inwieweit die postglazialen Meeresspiegelschwankungen Auswirkungen auf die Küsten und das küstennahe Hinterland der Geest hatten und inwiefern daraus Erkenntnisse über zukünftige Entwicklungen zu erzielen seien. Es standen somit ökonomische Interessen bezüglich der Planung für den Deich- und Wasserbau, der Landentwässerung und Landgewinnung im Vordergrund. Hierbei bildete sich sehr früh eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aus historischen und geowissenschaftlichen Fächern heraus. Ziel war eine Korrelation der Kulturschichten in den Wurten mit den Meeresablagerungen, um damit eine Datierung der jeweiligen Überflutungshöhen zu erzielen. Den Beginn der unabhängigen Wurtenforschung geht bereits in das frühe 19. Jh. zurück als erste Überlegungen zur Entstehung der Wurten oder Warften formuliert wurden. Auch wenn aufgrund der mangelnden Genauigkeit der Datierungsmöglichkeiten der Versuch scheiterte, wurde es deutlich, dass es sich bei den Wurten um Siedlungen handelt, die durch anthropogene Aufschüttungen angewachsen sind, an denen vermutlich die Anpassung des Menschen an den steigenden Meeresspiegel nachvollzogen werden konnte. Die moderne Wurtenforschung ist von niederländischer Seite untrennbar mit Albert van Giffen, der 1908 beim Abtrag einer Wurt bei Groningen Aufsicht führte, von deutscher Seite mit der 1938 als Abteilungen in Kiel und Hannover gegründeten Marschen- und Wurtenforschung, dem heutigen Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, verbunden. Zu erwähnen sind Werner Haarnagel und Albert Bantelmann, deren großflächigen Ausgrabungen wie auf der Feddersen Wierde und dem Elisenhof bis heute Grundlagen für weiterführende Auswertungen liefern.

Autor: Jonathan Scheschkewitz 

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