Alfred Ehrhardt - Malerei
(Gebundene Ausgabe)
- wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
- 1. Auflage 2022
- Gebunden
- 232 Seiten
- ISBN: 978-3-534-27553-3
- Bestellnummer: P3275534
Alfred Ehrhardt (1901-1984) ist als Fotograf und Kulturfilmer bekannt, aber seine Malerei gilt es noch zu entdecken
Alfred Ehrhardt war vielseitig begabt. Ausgebildet als Orgelmusiker und Chorleiter, war er zunächst als Lehrer an einem reformpädagogisch ausgerichteten Landschulheim tätig, wo er neben Musik auch Kunst und Gymnastik unterrichtete. Es war selbst für damalige Verhältnisse außergewöhnlich, dass er von seinen Schulleitern zur Fortbildung ans Dessauer Bauhaus geschickt wurde, wo er den Vorkurs von Josef Albers besuchte. Nach seiner Rückkehr übertrug er die Bauhaus-Pädagogik auf den Kunstunterricht. Er wurde aufgrund seiner fortschrittlichen Unterrichtsmethoden 1930 an die Landeskunstschule Hamburg berufen, wo er einen Vorkurs für Materialkunde einrichtete. Er wäre sicher bildender Künstler und Kunstdozent geblieben, wäre er nicht aufgrund seiner modernen Kunstauffassung 1933 durch die Nationalsozialisten entlassen worden. Erst danach sollte er Fotograf und Filmemacher werden.
Ehrhardts malerisches Werk verdeutlicht, wie sehr er von seinem Aufenthalt am Bauhaus von Josef Albers, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Schlemmer und Lyonel Feininger geprägt wurde. Er fand trotz der engen Anlehnung an seine Vorbilder durch die Befreiung des Naturvorbilds von allem Unwesentlichen zu einer archaisierenden Stilisierung mit eigenständigem Ausdruck. Wäre ihm mehr Zeit gegeben gewesen, bevor seine Malerkarriere abrupt endete, hätte er sein Stilvokabular sicher zu noch größerer Unabhängigkeit weiterentwickelt. Die Malerei bildet die Grundlage für Alfred Ehrhardts fotografische und filmische Arbeit. Der gekonnte Umgang mit Hell-Dunkel-Kontrasten, Materialverhalten, Oberflächenstrukturen, Archaik und Abstraktion, Kontrapunktik, Polyphonie, Rhythmus und Dynamik, der in seiner Malerei sichtbar verankert ist, sollte sich auch später in seinen Fotografien und Filmen niederschlagen.
Die Veröffentlichung des Gesamtwerks mit 90 Gemälden, Zeichnungen und Grafiken erlaubt nun den Blick auf die künstlerischen Wurzeln des vielfältigen Künstlers Alfred Ehrhardt, der den modernen Strömungen seiner Zeit ausgesprochen aufgeschlossen gegenüberstand.
Herausgeber/in
Die Alfred Ehrhardt Stiftung wurde 2002 gegründet. Seitdem besteht das Anliegen, nicht nur das fotografische und filmische Werk von Alfred Ehrhardt, für das er ausgezeichnet und bekannt wurde, sondern auch sein weniger bekannten malerisches, zeichnerische und grafisches Werk der Öffentlichkeit durch Ausstellungen und eine das Gesamtwerk umfassende Publikation näher zu bringen.
In den über 20 Jahren ihrer Tätigkeit hat die Alfred Ehrhardt Stiftung mehr als 150 interne wie externe Ausstellungen mit fotografischem oder filmischem Schwerpunkt organisiert. Ehrhardt gilt mit seinen abstrakten Naturstudien als herausragender Vertreter der deutschen Avantgardefotografie und mit seinen über 5o hochprämierten Filmen als Altmeister des Kultur- und Dokumentarfilms. Seine Gemälde, Zeichnungen und Grafiken jedoch sind kaum bekannt und gilt es noch zu entdecken.