Der Mythos des Unbestechlichen (eBook (PDF))

Maximilien Robespierre und das Fortleben des Politisch-Theologischen in der deutschsprachigen Literatur der Gründerzeit

  • wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
  • 1. Auflage 2024
  • virtuell (Internetdatei)
  • 444 Seiten
  • ISBN: 978-3-534-64018-8
  • Bestellnummer: P3640182

Der Mythos des "Unbestechlichen", Maximilien Robespierre, während der deutschen Reichsgründung

Das Archiv literarischer Texte, in denen Maximilien Robespierre als zentrale Figur aufgeführt wird, ist beeindruckend. Von Samuel Coleridge bis Reinhard Jirgl: „der Unbestechliche“, wie dieser Hauptdarsteller der Französischen Revolution genannt wurde, fasziniert SchriftstellerInnen bis heute. Gründe dafür könnten seine Rätselhaftigkeit und die Umstrittenheit seines politischen Erbes sein: Trug er die Alleinverantwortung für die blutige Schreckensherrschaft, wie ihm seine politischen Gegner vorwarfen? Strebte er die Gründung einer utopischen republikanischen Gesellschaft an? Diese Fragen polemisieren. Schon bald nach seinem Tod im Thermidor 1794 mythologisierten Texte Robespierre entweder als heroischer Märtyrer oder als entsetzliches Ungeheuer. Spätestens in Georg Büchners Dantons Tod (1835) wird zudem ersichtlich, dass literarische Texte Robespierres Handeln und Denken vor allem mit jenen Grundbedingungen einer modernen Politik verknüpfen, die Claude Lefort als ein Fortleben des Politisch-Theologischen konzeptualisierte. Damit meinte Lefort die Notwendigkeit, das Politische mit anderen Mitteln zu begründen, nachdem der König als Symbol von Kontinuität und Stabilität, von Autorität und Macht verschwunden war. Vor diesem Hintergrund erforscht die vorliegende Arbeit Schlüsseltexte aus dem Archiv deutscher Robespierre-Mythologisierungen hinsichtlich ihrer politischen Bedeutung. Insbesondere im Kontext der deutschen Reichsgründung wurde die Frage nach den Grundlagen einer Gesellschaft im Lichte der politischen Aktualität diskutiert. Wie diese Arbeit zeigt, spielte der Robespierre-Diskurs eine bisher noch nicht erkannte Rolle in Diskussionen zur politischen Modernisierung Deutschlands. Anhand literarischer, politisch-theoretischer und historiografischer Quellen wird dargelegt, wie u. a. Otto Franz Gensichen, Fritz Mauthner, Robert Hamerling, Karl Wartenburg, Karl Bleibtreu und Marie Eugenie delle Grazie Robespierre als Spiegel für zeitgenössische gesellschaftliche Probleme und Begriffe nutzten. So zeigt diese Arbeit, dass der literarische Robespierre-Mythos ein modernes politisch-theologisches Vokabular entfaltet und somit eine politisch-theologische Funktion erfüllt.

Autor/in

Michiel Rys studierte Germanistik, Lateinische Philologie und Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft und promovierte an der KU Leuven (BE), wo er zurzeit als Postdoktorand an einem Forschungsprojekt zur Literatur und Erinnerungskultur der deutschen Arbeiterbewegung arbeitet.

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