Der über-flüssige Gott
(Gebundene Ausgabe)
Die Lebenstauglichkeit eines fragwürdigen Wortes
- wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
- 1. Auflage 2024
- Gebunden
- 356 Seiten
- ISBN: 978-3-534-64208-3
- Bestellnummer: P3642089
"Gott" - konkret, divers und postkolonial
Das Wort „Gott“ ist für viele zum Fremdwort geworden, es ist das beladenste aller Menschenworte (Martin Buber). Es ist überflüssig zur Klärung wissenschaftlicher Fragen und hilft auch immer weniger bei der praktischen Lebensgestaltung. Das hat Gründe. Das Buch vom „Über-flüssigen Gott“ zeigt auf, wie durch philosophische Überlagerung die revolutionäre biblische Botschaft entschärft und häufig von Kirchen und Staaten als politisches Machtmittel missbraucht wurde.
Besonders die von der griechischen Philosophie geprägte Metaphysik machte aus „Gott“ ein Objekt, an das man ohne eigenen Bezug und Erfahrung glauben sollte. Im Gegensatz dazu werden hier Wege aufgezeigt, wie die Wahrheit von Glaubensaussagen in die Lebenswirklichkeit heutiger Menschen übersetzt werden kann (Jürgen Habermas). Zahlreiche Beispiele aus der Theologiegeschichte zeigen, dass es zu jeder Zeit alternative Deutungen gegenüber dem jeweils herrschenden Mainstream gab.
Zentral für jede Begegnung mit religiösen Traditionen ist, dass der Glaubende als emanzipiertes Subjekt in einer pluralen Lebenswelt ernst genommen wird. Kernthese des Buches ist es deswegen, dass Gottes- und Menschenbilder untrennbar miteinander verbunden sind. „Gott“ ist“ dabei weder eine durch Glaubenssätze vorgegebene Wirklichkeit, noch eine Projektion des Menschen. „Gott“ beschreibt vielmehr die Hoffnung des Menschen, dass sein eigenes und das Leben der anderen gemeinsam sinnvoll werden kann. Das mit dem Wort „Gott“ Gemeinte kann dann überfließen in die postmoderne Welt aufgeklärter Menschen. „Gott“ erweist so seine Lebenstauglichkeit in der Praxis.
Im Gegensatz zu vielen gegenwärtigen theologischen Sachbüchern beschreibt der Autor eine „Theologie von unten“. Diese versteht sich als Nachdenken über konkrete Erfahrungen und bietet religiöse Aussagen als Deutung dieser Erfahrungen an. Dieser neue Ansatz ist auch für neue Erfahrungen offen.
Alternative Deutungen der jüdisch-christlichen Tradition werden vorgeschlagen, damit auch Menschen, die bisher geistig bevormundet, sozial ausgegrenzt und wirtschaftlich ausgebeutet werden, neue Lebensmöglichkeiten erfahren. Im weltweiten Dialog mit anderen Religionen und Kulturen entsteht so eine postkoloniale theologische Wissenschaft.
Kirchliche Institutionen haben dann keinen Selbstzweck, sondern bezeugen in ihren vielfältigen Gemeinschaften diese Pluralität und Diversität. Sie klären Wahrheitsansprüche in einem herrschaftsfreien synodalen Prozess. Sie eröffnen geistige und kommunikative Räume und tragen so zu einer weltweiten Humanität und einem gerechten Frieden bei.
Autor
Prof. Dr. Wolfgang Pauly, geb. 1954, stammt aus Sulzbach/Saar. Nach dem Studium der Katholischen Theologie, Philosophie und Germanistik an den Universitäten in Saarbrücken, Tübingen und Trier lehrte er 1989-2020 Systematische Theologie und Religionswissenschaft (Schwerpunkt Judentum) an der Universität Koblenz-Landau.