Zur Psychologie und Soziologie des Lesens
Die erste Auflage dieses Buches, das hier in einer erweiterten Neuauflage vorgelegt wird, ist bisher vor allem von Literaturwissenschaftlern, Historikern, Volkskundlern, Kulturpolitikern, Bibliothekaren und Journalisten rezensiert worden. Hier eine Auswahl aus den bisher erschienenen 24 Rezensionen aus Deutschland, Belgien, Frankreich, England, Österreich und den USA:
Die Bedeutung der Monographie liegt in der mit ihr exemplarisch vollzogenen „kopernikanischen Wende der Literaturwissenschaft“ vom Buch zu dessen Leser, bei dem es erst eigentlich konkrete Exis-tenz gewinnt. Noltenius hat zur „Literaturgeschichte als Rezeptions-geschichte“ beigetragen. Dieser Beitrag überzeugt im Ganzen so un-eingeschränkt, daß seine Kenntnis nicht auf den Kreis der germanis-tisch Lehrenden und Lernenden begrenzt bleiben sollte.
H. Steinberg, in: Buch und Bibliothek
Es lohnt sich der Hinweis, dass es Rainer Noltenius gelungen ist, in verständlicher Sprache Alltagsgeschichte darzustellen. Wer das 19. Jahrhundert mit all seinen geistigen und politischen Strömungen be-greifen will, die über Weltkriege und Inflation hinweg bis in unsere Ta-ge hineinwirken, der wird an dem Buch seine Freude haben. Die von Noltenius angewandte Methode „Rezeptionsforschung als Sozialge-schichte“ ist in ihrer Wirksamkeit verblüffend. Er nimmt zwei Dichter vor, deren Prosa und Lyrik in allen Schichten der Bevölkerung lebendig sind, und zwar Friedrich Schiller und Ferdinand Freiligrath, einen Klas-siker und einen politischen Zeitdichter. Es kommen dabei alle Schich-ten der Bevölkerung zu Wort, der Arbeiter, Handwerker, Kaufmann ebenso wie der Intellektuelle und der hohe preußische Adelige. Wir begreifen plötzlich, welche „Phantasien, Wunschträume und Ängste von Individuen und unterschiedlichen sozialen Publikumsgruppen“ un-sere Vorväter bewegt haben, was sie erwarteten, wie sie es zu errei-chen hofften und warum sie religiöse und politische Ideen zu realisie-ren versuchten.
Alfons Spielhoff, in: Kulturpolitische Mitteilungen
In an outstanding contribution Noltenius asks who understands what how aud why? How does the reception vary according in social status and experience of life? For what values or causes is he writer in-voked, and what social and psychic needs are expressed in that recep-tion? To all the above questions, and many besides, he gives fascinat-ing answers, based on remarkably, meticulous, pioneering re-search.
The Year´s Work in Modern Language Studies