Genormte Spielgeräte regen ein bestimmtes Spiel- und Bewegungsverhalten an und bieten meist wenig Gestaltungsfreiraum. Ein naturnah gestaltetes Außengelände hingegen, das viele Entdeckungsräume bietet, ermöglicht Kindern eine Vielfalt an Herausforderungen.
Rennen, hüpfen, krabbeln, rutschen, balancieren, klettern und hangeln und damit verbunden experimentieren, probieren, scheitern, wiederholen, üben und variieren – Bewegungsfreiheit ist immer auch gelebte individuelle Freiheit, unabdingbar für die Entwicklung der Persönlichkeit. Klären Sie im Team, welchen Gewinn die Kinder für ihre körperliche und seelische Entwicklung aus diesen naturnahen Räumen und dem Umgang mit dem entsprechenden Material ziehen können. Nehmen Sie die Kinder, die Eltern, den Träger und evtl. einen spezialisierten Landschaftsgestalter/eine spezialisierte Landschaftsgestalterin mit ins Boot, wenn Sie einen entsprechenden Erfahrungsraum gestalten möchten. Doch auch aus bereits vorhandenen und leicht zu beschaffenden Materialien, wie Steine, Bretter, Leitern, Seile und Pflanzen, können Sie ein anregendes Außengelände gestalten.
Strickleitern und Seile
Aus starken Kletterseilen und durchbohrten Hölzern oder Aststücken können Sie eine Strickleiter herstellen. Klettern an der Strickleiter stärkt die Arm- und Rumpfmuskulatur, erfordert einen starken Muskeltonus und schult die Koordinationsfähigkeit. Seile sind wandelbar und Kinder können sie variabel einsetzen: Sie können sie an starken Ästen oder Balken als Liane befestigen oder in steilem Gelände als Schaukel zum Hochziehen nutzen. Seile eignen sich ebenso zum Tauziehen oder Seilspringen.
Schaukeln
Für Kinder ab drei Jahren stellen Brett- und Seilschaukeln eine Alternative zur Nestschaukel dar. Die Schub- und Knickbewegung, die notwendig ist, um sich auf einem Brett oder einem Seil selbst in die Luft zu bringen, erfordert Körperspannung und die Fähigkeit, sich permanent ausbalancieren zu können. Das Gleichgewichtsorgan wird dabei ständig gefordert und die Kinder erleben ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit.
Bäume
Dürfen Kinder auf Bäume klettern? Eine Frage, an der sich Teams zerreiben können. Doch um ein gutes Gespür für Gefahren und Risiken entwickeln zu können, benötigen Kinder Erwachsene, die ihnen etwas zutrauen. Unterstützen Sie den Mut und die Neugier der Kinder und begleiten Sie sie dabei, anstatt ängstlich auf Gefahren hinzuweisen. Damit verunsichern Sie die Kinder – und das Verletzungsrisiko steigt. Hainbuchen eignen sich gut als Kletterbäume: Sie wachsen relativ schnell, haben elastisches, wenig bruchgefährdetes Holz und verzweigen sich bereits am unteren Stamm mit starken Ästen. Ein Mittel- oder Hochstamm ist schon um einiges schwieriger zu besteigen und erfordert gute Bewegungskoordination und starken Muskeltonus, um die notwendige Kraft für die erforderlichen Klimmzüge und den Schub in den Beinen entsprechend einsetzen zu können. Ein gemulchter Untergrund ist für den Baum gut und die Kinder fallen weicher. Denken Sie daran: Die Kinder lernen das Fallen nur dadurch, dass sie hinfallen – und das fängt an, wenn sie beim Laufen, Rennen und Hüpfen stürzen.
Hügel
Ein Spielhügel – vielleicht in monate- oder gar jahrelanger Arbeit selbst gebaut (s. Ausgabe 3/17) – mit robusten einheimischen Pflanzen befestigt, mit Aufstiegen über gepflasterte Treppen, mit dicken Balken und großen Steinquadern sowie einer schiefen Ebene ermöglicht Kindern vielfältige Bewegungs-, Spiel- und Sinneserlebnisse, die kein industriell gefertigtes Kombigerät anbieten kann. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade bei den Auf- und Abstiegen stellen die Kinder allein schon jahreszeitenbedingt (z. B. durch Schnee, Eis, Matsch oder neuen Pflanzenbewuchs) vor immer wieder neue Anforderungen.
Große und kleine Steine
Steine, ob groß oder klein, üben auf viele Kinder eine starke Faszination aus. Ein mit großen Findlingen modelliertes Gelände animiert zum Klettern, Robben und Kriechen, Besteigen und Balancieren. Formieren Sie das Gelände so, dass die Steine noch etwas versteckt unter Büschen und Bäumen liegen, regt das die Kinder zudem zu abenteuerlustigen Spielen an – nebenbei stärken sie ihre Grobmotorik und die damit verbun- dene Bewegungssicherheit. Kleinere Steine können die Kinder in ihrem Spiel zu unterschiedlichen Handlungen motivieren: Sie transportieren sie hin und her oder bearbeiten sie. Kraft, Muskeltonus und Gleichgewichtssinn sind hierbei gefordert.
Leitern, Bretter, Autoreifen
Mit Leitern, Brettern und Autoreifen lassen sich gemeinsam mit den Kindern komplexe Spiel- und Bewegungswelten aufbauen. Durch vielfältige Kombinationsmöglichkeiten ermöglichen diese Kindern jeden Alters herausfordernde Bewegungserfahrungen. Das Material lässt sich immer wieder neu kombinieren, sodass keine Gewöhnung entsteht. Sind die Kinder mit entsprechenden Aufbauund Sicherheitsregeln vertraut, können sie selbstverantwortlich mit den Materialien agieren. Sie erleben sich hierbei in hohem Maße als kompetent und selbstwirksam.
Zusammenarbeit mit Eltern
- Stellen Sie den Eltern das Außengelände und die Spielmaterialien bei einer Infoveranstaltung vor. Beachten Sie dabei offene Fragen und bieten Sie den Eltern an, selbst aktiv zu werden und sich auszuprobieren.
- Erläutern Sie den Eltern regelmäßig, wie die Kinder eigenaktiv und selbstbestimmt mit den Spielmaterialien draußen arbeiten und wie sie sich im Außengelände bewegen.
- Beziehen Sie die Eltern im Rahmen von Mitmachaktionen in die Gestaltung, z. B. den Bau des Hügels, und die Pflege des Außengeländes ein.