Wenn Kinder ständig Schimpfwörter benutzen: Wie ein Kita-Team reflektiert und handelt "Häufig benutzen die Kinder Schimpfwörter während des Kita-Alltags. Wie sollen wir darauf reagieren?" Von Kita Wittlich-Neuerburg © unsplash 6/2019, S. 50-51, Sehen & Entdecken / / 0 Kommentare KERSTIN REINHARDT FÜR DAS TEAM DER KITA WITTLICH-NEUERBURG Jana (4 J.) besucht die Kita seit zwei Jahren. In der Abholsituation spricht ihr Vater mich als Bezugserzieherin darauf an, dass sie derzeit häufig Schimpfwörter benutze. Er fragt, ob das auch in der Kita der Fall und wie dies „abzustellen“ sei. Ich versichere Janas Vater, mich bzgl. des (Sprach-)Verhaltens seiner Tochter in der Kita mit meinen Kolleg(inn)en zu besprechen. Zudem vereinbare ich zeitnah einen Gesprächstermin mit beiden Elternteilen. In den folgenden Tagen beobachten meine Kolleg(inn)en und ich Jana u. a. hinsichtlich folgender Fragen: Wie ist ihr Spielverhalten in der Gruppe? Wie löst sie Konflikte? In welchen Zusammenhängen benutzt Jana Schimpfwörter? In der nächsten Teamsitzung besprechen wir: Schimpfwörter sind im Kita-Alltag recht präsent. Sie können ein Ventil für Ärger und Frust sein. Zudem nutzen Kinder sie häufig in ihrer Peergroup, um Rollen zu klären. Oft probieren sich die Mädchen und Jungen auch in ihrer Sprache aus und erfinden Sensationswörter. Dabei spielt die Macht dieser Wörter und deren Wirkung eine große Rolle: Die Oma ist entrüstet, der Vater reagiert, die Erzieherin wird aufmerksam. Unsere Beobachtungen haben ergeben: Jana benutzt Schimpfwörter v. a. in ihrer festen Spielgemeinschaft. Die Mädchen rufen sich Wörter, wie z. B. Pupser, zu und er freuen sich daran. Mittlerweile weiten sie ihre Sprachspiele auf uns Erzieher/-innen aus, widmen sich aber wieder ihrem Spiel, wenn keine Reaktion erfolgt. In Konfliktsituationen gebraucht Jana Schimpfwörter ab und an, um Frust auszudrücken. Derzeit hat die Auseinandersetzung mit Sprache, bspw. im Rahmen von Bilderbüchern oder der Erzählwerkstatt, einen hohen Stellenwert für sie. Im Team vereinbaren wir, Spiele und Bilderbücher zum Thema „Schimpfwörter“ zu nutzen, um Jana in ihrer sprachlichen Experimentierphase zu unterstützen und ein Forum für Schimpfwörter im Kita-Alltag zu schaffen. Dass Kinder Gäste der Kita mit Schimpfwörtern ansprechen, um in Kontakt zu treten oder Reaktionen zu testen, ist nicht erwünscht. Dies ist mit den Kindern so besprochen und wir kommunizieren das auch an neue Kolleg( inn)en. Darüber hinaus regt die Leiterin an, ggf. die Kita-Konzeption im Hinblick die Sprachentwicklung um das Thema „Schimpfwörter“ zu ergänzen. Im Gespräch mit Janas Eltern bringe ich die Erkenntnisse aus dem Team und die Beobachtungen aus dem Kita- Alltag ein. Die Eltern reagieren erleichtert, dass diese Phase des Erprobens der Macht von Sprache durch Schimpfwörter sein darf und sich regulieren wird, wenn die Erwachsenen – sei es die Familie oder pädagogische Fachkräfte – dem nicht zu viel Bedeutung beimessen. Ich rege an, dass die Eltern Jana auf die „erlaubten“ Schimpfwörter verweisen und sich selbst sowie weitere Familienangehörige als Sprachvorbild reflektieren. Zudem schlage ich den Eltern vor, mit Jana Bilderbücher zum Thema „Schimpfwörter“ zu betrachten, um deren Wirkung abzumildern. Ich versichere den Eltern, Janas Sprachverhalten in Bezug auf die Verwendung von Schimpfwörtern im Blick zu behalten und darüber mit ihnen im Austausch zu bleiben. Die Entdeckungskiste im Abo 6 Ausgaben pro Jahr Impulse für die Umsetzung der frühkindlichen Bildungspläne für Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren Leicht umsetzbare und aktuelle Praxisideen Pädagogisch fundiert und erprobt – von Fachkräften aus der Praxis für die Praxis Kostenlose digitale Zusatzmaterialien wie Kopiervorlagen, Bild- und Fotokarten, Checklisten u.v.m. Jetzt testen Word Drucken Teilen Teilen Whatsapp Mailen Überschrift Artikel-Infos Autor/in Kita Wittlich-Neuerburg