Mit Schwung und SchnörkelMalen und schreiben mit Feder und Tinte

Als Marvin auf einem Spaziergang der Eltern-Kind-Gruppe Siemensstadt eine Feder findet, ist das der Startschuss: Die Kinder malen und schreiben mit Federn und Tinte.

Mit Schwung und Schnörkeln
© Brigitte Vandreike

Auf dem Weg zum Spielplatz findet Marvin (5;1 J.) eine stattliche weiße Feder – zum Liegenlassen viel zu schade. Er steckt sie in seinen Rucksack. Auf dem Spielplatz angekommen, holt Marvin seine Feder heraus und beginnt spontan, mit deren Kiel seinen Namen in den Sand zu schreiben. Ich bewundere sein Werk und erwähne nebenbei, dass die Menschen zu früheren Zeiten zumeist Federn und Tinte nutzten, um zu schreiben und zu malen. Neugierig schaut mich Marvin an: „Echt? Das wusste ich gar nicht!“ Staunend betrachtet er sein Fundstück. Marvins Interesse am Schreiben wie früher ist geweckt.
Zurück in der Eltern-Kind-Gruppe suchen wir gemeinsam nach einem Glas Tinte und in den kommenden Tagen stellen uns Eltern auf unseren Aushang hin weitere Federn zur Verfügung. Inzwischen haben auch andere Mädchen und Jungen ihr Interesse bekundet, mit Federn und Tinte zu malen und zu schreiben, und so stehen nun allen Interessierten die benötigten Utensilien zur Verfügung. Konzentriert und ausdauernd gehen die Kinder ans Werk: Vorsichtig tunken sie ihre Federn ins Tintenfass, schreiben ihre Namen aufs Papier und fertigen filigrane Zeichnungen an. Die „neue“ Art des Schreibens fasziniert die Kinder, fordert ihnen aber auch Fingerspitzengefühl sowie Geschick bei der Handhabung ab. Insbesondere Marvin beschäftigt sich in den folgenden Tagen intensiv mit den neuen Mal- und Schreibutensilien. Er stellt u. a. fest, dass die Tinte mitunter das Papier aufweicht und Löcher in seinem Werk hinterlässt, wenn er zu viel davon verwendet. Die beeindruckenden Werke der Kinder machen wir im Rahmen einer Ausstellung anderen interessierten Kindern und Erwachsenen zugänglich.

So könnte es weitergehen

  • Richten Sie mit den Kindern eine Schreibwerkstatt mit weiteren Materialien zum Malen und Schreiben ein, z. B. viele verschieden große (Gänse-)Federn; Füllfederhalter mit unterschiedlich geformten Federn; Stahlfedern in verschiedenen Formen, Breiten und Härten; Rohrfedern, bspw. aus Bambus; verschiedenfarbige Tinten und Tuschen; verschiedene Mal- und Schreibunterlagen; (Streu-)Sandbüchsen und Löschblätter, um überschüssige Tinte aufzunehmen; Vorlagen für Schwungübungen (s. Download) usw.
  • Schneiden Sie die Federkiele bei Bedarf mithilfe eines Cutters oder gut geschliffenen Messers (Achtung: Nur die Erzieherin!) passend zu. Die Spitze nicht zu lang und zu schmal zuschneiden, da die wasserhaltigen Tinten das Horn aufweichen. Mit einer schrägen Schreibplatte (Neigung ca. 30 %) funktioniert der Tintenfluss am besten und es gibt weniger Kleckse. Steht die Feder zu steil, fällt die Tinte, anstatt zu rinnen.
  • Betrachten Sie mit den Kindern alte Dokumente, die mit Federn und Tinte verfasst wurden, z. B. in einem Antiquariat oder im Internet.
  • Stellen Sie gemeinsam Bezüge her und recherchieren Sie mit den Kindern: Wie schreiben und malen wir heute und wie war das früher?

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