Wo Puppa und Schnuffel wohnenDen Rollenspielbereich für das Spiel mit Puppen und Kuscheltieren einrichten

Lotta fährt den Teddy im Wagen spazieren, Malek füttert seine Puppe im Hochstuhl und Nils schaukelt den Kuschelaffen in der Hängematte in den Schlaf – solche und viele weitere Aktionen ermöglicht ein gut ausgestatteter Rollenspielbereich.

Wo Puppa und Schnuffel wohnen
© Sigrid Diebold

Teddys, Kuscheltiere und Puppen kommen im Rollen­spielbereich häufig zum Einsatz. Daher ist es wichtig, diesem Bereich besonderes Augenmerk zu widmen. Ist er durchdacht gestaltet und sinnvoll ausgestattet, inspiriert er Kinder zu facettenreichen Rollenspielen und vertieft diese. Überfrachten Sie den Rollenspielbereich jedoch nicht: Er soll­te überschaubar sein und Bewegungsfreiheit bieten. Sortieren Sie defekte Materialien regelmäßig aus und säubern bzw. des­infizieren Sie verschmutzte Gegenstände bei Bedarf.

Den aktuellen Status beobachten und besprechen

Um den Rollenspielbereich (neu) zu gestalten, beobachten Sie im Vorfeld die Handlungen und Interaktionen der Kin­der dort:

  • Was spielen die Mädchen und Jungen und womit beschäf­tigen sie sich?
  • Verarbeiten sie derzeit emotionale Themen aus ihrem Le­bensumfeld, z. B. die Geburt eines Geschwisterkindes oder den Tod des Hamsters?
  • Wollen sie bspw. lernen, wie man eine Windel wickelt?
  • Setzen sie sich im Rollenspiel mit Themen wie etwa dem Schlafengehen oder dem Kochen auseinander?

Wenn Kinder bspw. im Rollenspiel ihren Teddy ins Bett brin­gen, knüpfen sie dabei oft an selbst erlebte Zubettgehsituatio­nen an. Der Teddy erzählt vielleicht von seiner Angst vor der Dunkelheit oder er beschwert sich, weil er noch aufbleiben will. Für Sie als pädagogische Fachkraft werden dabei die in­dividuellen Themen des Kindes sichtbar – wobei das Verhalten des Kindes gegenüber dem Teddy nicht mit dem der Eltern gleichzusetzen ist. Gehen Sie daher mit den Kindern ins Ge­spräch und stellen Sie ihnen Impulsfragen, um herauszufinden, wofür sie sich interessieren. Auf der Grundlage ihrer Aussagen können Sie dann gemeinsam überlegen, wie die Kinder den Rollenspielbereich ausstatten, gestalten bzw. verändern möch­ten, damit sie ihre Themen verwirklichen können. Da kann es auch mal sein, dass fünf oder sechs Betten für die Puppen und Kuscheltiere nötig sind. Indem Sie den Kindern entsprechende Materialien und Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, unter­stützen Sie ihre (Lern-)Interessen. Ermöglichen Sie es den Kindern zudem, Puppen, Kuscheltiere und Spielutensilien von zu Hause mitzubringen, die an ihre Interessen und Themen anknüpfen.

Funktionsoffene Materialien inspirieren das Rollenspiel

Je jünger die Kinder sind, desto weniger sollten die Materialien im Rollenspielbereich auf eine Funktion festgelegt sein. Das bedeutet nicht, dass es nicht ein Puppenbett, eine Trinkflasche für Puppenbabys usw. geben kann. Es bedeutet aber, dass vie­le Gegenstände im Rollenspielbereich mehrere Funktionen haben können:

  • Eine Holzkiste bspw. kann ein Bett, ein Schrank oder ein Tisch sein.
  • Ein kleines Schränkchen kann mit Geschirr gefüllt sein, an der Seite gibt es aber Herdknöpfe und oben mit Holz­scheiben angedeutete Herdplatten. Wenn viele Kinder gleichzeitig kochen wollen, können sie weitere Holzschei­ben auf Regale oder den Boden legen.

Das fantasievolle Spiel der Kinder profitiert von funktionsof­fenen Materialien. Stellen Sie ihnen daher Holzkisten, Tücher, Kartons, Schnüre, Wäscheklammern, Dosen, Körbe usw. zur Verfügung. Ergänzen lassen sich diese multifunktionalen Gegenstände mit echten Haushaltsgegenständen, wie bspw. Töpfen, Geschirr und Besteck. Ob es Puppengeschirr oder „echtes“ Geschirr gibt, hängt von der Raumgröße ab: Wenn der Platz nur für einen kleinen Tisch reicht, braucht es Puppengeschirr, damit vier Puppen bzw. Kuscheltiere am Tisch sitzen können. Darüber hinaus sind mehrere Puppenkinderwagen wichtig, weil viele Kinder gern Dinge transportieren. Es bietet sich an, die Kleidung für Teddy, Puppe und Co. mit den älteren Kindern selbst zu nähen. Damit haben sie die Möglichkeit, die Stoffe selbst auszusuchen und die Art der Kleidung zu bestimmen. Die Kinder entscheiden dann auch, ob sie eine Feuerwehrjacke oder einen Sari für den Teddy bzw. die Puppe brauchen. Sinnvoll sind zudem Handtücher und Bettwäsche zum Wechseln sowie unterschiedliche Requisiten für spezielle Rollenspiele, wie z. B. Werkzeug- und Arztkoffer. Je nachdem, welchen Schwerpunkt die Kinder situativ in ihrem Rollenspiel setzen, könnten bspw. auch Brief- und Geschenkpapier für sie von Interesse sein.

Die Interessen und Themen möglichst aller Kinder berücksichtigen

Der Rollenspielbereich sollte Materialien sowie Requisiten bereithalten, die sowohl für Mädchen als auch für Jungen attraktiv sind. Das fördert die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechtsidentität und verhindert die reine Reinszenierung traditioneller Rollenbilder. Lassen Sie bei allen Planungen gezielt die Jungen sowie männlichen Kollegen zu Wort kommen und beziehen Sie deren Vorstellungen und Wünsche mit ein. Die Einrichtung des Rollenspielbereichs sollte grundsätzlich folgende Aspekte berücksichtigen:

  • aktuelle Interessen und Themen der Mädchen und Jungen,
  • konkrete Lebenswelt der Kinder, geschlechtersensible Ausstattung,
  • Vielfalt der Kinder, z. B. hinsichtlich Kultur, Religion und Behinderungen, sowie
  • Anregungen, die Sie mit Blick auf die Kinder für sinnvoll halten.

Achten Sie zudem auf eine gute Balance zwischen Selbstgestaltetem und Gekauftem.

Sinnvolle Ergänzung: Das Puppenhaus

Insbesondere, wenn der Rollenspielbereich offen für Kuscheltiere und multifunktionale Spielmaterialien ist, kann das Puppenhaus als Ergänzung sehr konkret gestaltet und eingerichtet sein. Hier kann bspw. ein Haus bzw. eine Wohnung mit Bad, Küche, Eltern- und Kinderzimmer sowie Balkon exakt abgebildet sein. Wichtig ist, dass die Kinder im Puppenhaus ihr eigenes Zuhause realitätsgetreu abbilden können. Solche Puppenhäuser können die Kinder bspw. in einem Regal gestalten. Tische, Betten und weitere Möbel fertigen sie, bei Bedarf mit Unterstützung der pädagogischen Fachkraft, selbst in der Holzwerkstatt an. Inklusive Themen können Sie aufgreifen, indem sie beim Kauf von Puppen und Einrichtungsgegenständen auf Vielfalt achten. Dabei spielen unterschiedliche Kulturen, die sich bspw. hinsichtlich der Hautfarbe zeigen können, ebenso eine Rolle wie Behinderungen, die sich bspw. mit einem Rollstuhl abbilden lassen. Wichtige Themen der Kinder finden über entsprechend zu ergänzende Materialien Eingang ins Puppenspiel, bspw. indem bei einer bevorstehenden Einschulung auf einmal ein Schulranzen im Puppenhaus liegt. Grundsätzlich gilt: Auch das Puppenhaus ist immer im Wandel. Damit die Kinder frei gestalten und unkompliziert Veränderungen vornehmen können, ist auch hier die Balance zwischen Gekauftem und Selbstgestaltetem wichtig.

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