Frage aus der Praxis:
Tim (2;7 J.) macht sich nicht gern schmutzig und meidet es daher, mit Materialien wie Ton, Matsch und Sand zu bauen und zu gestalten. Wie können wir damit umgehen?“
Antwort der Expertin:
Kinder entdecken ständig zahlreiche Materialien, agieren mit diesen und erhalten so Informationen über sie. Indem sie bspw. mit Naturmaterialien wie Ton, Erde und Sand experimentieren, sammeln sie neue Erfahrungen und können so sich selbst und ihre Umwelt immer besser verstehen. Das ist u. a. wichtig für ihre Wahrnehmungsentwicklung. Bei Tims Reaktion können wir uns fragen: Was will er uns mitteilen? Auf der Suche nach Antworten möchte ich Ihnen zunächst einige Fragen mitgeben:
- Erleben Sie Tim wiederholt zurückhaltend mit den Materialien oder ist es eine einmalige Beobachtung? Wie geht es ihm allgemein in der Krippe?
- Wie lernt Tim und wie nähert er sich Neuem? Sind die Themen „Matschen und Fühlen“ bei ihm gerade aktuell? Will er das Material nicht auf der nackten Haut haben, mit Schaufeln spielt er hingegen gern im Sandkasten?
- Kann Tim selbst entscheiden, wann, wie, wo, wie lange und mit wem er mit dem jeweiligen Material agiert?
- Was leben Sie vor? Fassen Sie Materialien, wie bspw. Matsch, selbst gern an?
Die Umgebung und die Menschen, die ein Kind erlebt, haben Einfluss auf dessen Entwicklung. So ist bspw. relevant, wie Tims Eltern auf Materialien wie Ton, Matsch und Sand zugehen und welche Erfahrungsmöglichkeiten Tim bisher mit diesen hatte. Fragen Sie seine Eltern ggf., wie sie mit dem Thema „sich schmutzig machen“ umgehen. Vielleicht möchte sich Tim auch selbst vor Schmutz und damit vor Ansteckungen bzw. Krankheiten schützen? Hier könnten Sie mit ihm klären, dass Ton, Matsch und Sand im Kontext der Krippe unbedenklich für ihn sind.
Aus jeder Antwort auf die o.g. Fragen lassen sich unterschiedliche Handlungsoptionen ableiten. So können Sie Tim bspw. andere sensorisch anregende Materialien anbieten, z.B. unparfümierten Rasierschaum, Seife, Creme, Knete oder Fingerfarben. Ermöglichen Sie es ihm, allein und ausgiebig damit zu spielen. Vielleicht könnte zukünftig auch eine pädagogische Fachkraft Tim Materialien wie Ton, Matsch und Sand anbieten, die diese selbst gern anfasst. Und statt intensiv mit dem jeweiligen Material zu matschen, könnte es für Tim reizvoller sein, mit Schaufeln, Löffeln und Eimern damit zu agieren. Vielleicht liegt es ihm auch eher, im Garten zu arbeiten und bspw. Blumenzwiebeln zu setzen. Gehen Sie mit Tim zudem in ein feinfühliges, responsives Gespräch und fragen Sie ihn bspw.: „Glaubst du, der Sand ist kalt oder warm? Sollen wir ihn mal gemeinsam berühren? Darf ich etwas (trockenen) Sand auf deine Hand rieseln? Du möchtest den Matsch nicht anfassen? Was würdest du denn gern mit dem Sand machen?“