Mit Worten werkenDie Kita Räuberkiste stellt ihre Schreibwerkstatt vor

Im ehemaligen Büro der Kita-Leitung errichten Kinder, Eltern und Fachkräfte der Kita Räuberkiste in Karlsruhe eine Schreibwerkstatt. So sind sie dabei vorgegangen.

Mit Worten werken
© Gabriela Amjoune

Etwa 55 Kinder kommen jeden Tag zu uns in die Räuberkiste, darunter Krippen- und Kita-Kinder. Unsere Konzeption gestaltet sich teiloffen, d. h. die Tagesstruktur ist geprägt durch einen Wechsel an Öffnungen und Schließungen, die den Kindern Raum zur freien Entscheidung und Mitgestaltung geben sowie Struktur bieten. Wir arbeiten situationsorientiert und legen großen Wert darauf, aus einer Situation etwas Neues zu erschaffen, sie v. a. auch zu erleben und als Bildungsanlass zu nutzen. 

Unter dem Motto „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ sind wir Teil des Bundesprogramms Sprach-Kitas mit den Schwerpunkten alltagsintegrierte sprachliche Bildung, Inklusion und Zusammenarbeit mit Familien. Unser Ziel ist es, all unser Handeln und unsere Aktivitäten sprachbewusst zu begleiten und unterstützen. Wir schaffen Sprachanlässe und motivieren die Kinder, sprachlich zu interagieren und zu partizipieren. Dieser Schwerpunkt steht in der Schreibwerkstatt im Fokus. 

Vom Büro zur Schreibwerkstatt 

Als vor einigen Jahren das Leitungsbüro renoviert wurde, zog ich als Kita-Leitung in den Raum, der jetzt die Schreibwerkstatt ist. Die Kinder besuchten mich dort des Öfteren. Sie imitierten mich in Lese- und Schreibhandlungen: Computer spielen (diesen hatten wir aus Karton gestaltet), schreiben, telefonieren usw. Schnell hieß der Raum „Gabrielas Büro“ – auch nachdem ich wieder in mein ursprüngliches Büro umgezogen war. Deswegen beschlossen wir, diesem Raum den Bürocharakter zu belassen und entwickelten nach der Idee unserer Sprachkraft ein Konzept für die Schreibwerkstatt. Die Kinder waren in diesen Prozess von Anfang an involviert und aktiv beteiligt, z. B. über unsere wöchentlich stattfindende Kinderkonferenz. 

Wie die Schreibwerkstatt aussieht 

In der Schreibwerkstatt haben die Kinder die Möglichkeit, zu lesen, vorgelesen zu bekommen und zu träumen, Buchstaben kennenzulernen, neue Ideen zu entwickeln, Geschichten zu erfinden, mit Schrift und Schreibwerkzeug in Kontakt zu kommen und sich auszuprobieren. Bei der Raumgestaltung war uns wichtig, die Klarheit und Strukturiertheit des Raumes zu erhalten. Gleichzeitig wollten wir eine entspannte, motivierende und sichere Atmosphäre schaffen, die die Kinder in ihren sprachlich interaktiven Bildungsprozessen anregt. Auch nach dem Motto: Manchmal ist weniger mehr. So sieht unsere Schreibwerkstatt aus: 

  • Ein Palettensofa lädt als großzügige Sitzgelegenheit dazu ein, zu verweilen, Bücher zu lesen und zu erkunden, dialogisch vorzulesen oder sich mit anderen Utensilien zu beschäftigen. Die Polster können die Kinder auch auf dem Boden verwenden. 
  • Ein großes Bücherregal bietet eine Vielfalt von Themen. Die Kinder können Bücher nach eigenem Interesse und Entwicklungsstand auswählen. Mit einer Rückgabebox organisieren wir die Bücherrückgabe. 
  • Auf einer magnetischen Tafel schreiben die Kinder mit Kreide oder sortieren und ordnen magnetische Buchstaben. 
  • Im Buchstabenschränkchen finden die Kinder in jeder Schublade Gegenstände, die mit dem jeweils passenden Buchstaben beginnen, und können diese entdecken, sortieren und ordnen. 
  • An der Alphabetwand hängen Stoffstreifen mit verschiedenen Alphabeten, welche die Muttersprachen der Kinder abbilden. Hierbei haben uns die Eltern unterstützt. 
  • Der Lernwerkstattwagen ist ein Wagen mit ca. vier bis fünf Kästchen, die unterschiedliche Lernimpulse enthalten, z. B. Figuren für ein Rollenspiel, Feder, Tinte und Papier oder Buchstaben zum Fühlen und Nachschreiben. 
  • An einer Wand hängen Geschichtensäckchen, diese enthalten eine Geschichte mit dazugehörigen Utensilien zum Erzählen, Nachspielen und Weiterspinnen. 

Der Funktionsraum Schreibwerkstatt bleibt mit seinem Charakter und Schwerpunkt immer gleich. Die Impulse und die Utensilien ändern wir allerdings regelmäßig, um neue Anreize zu geben. Oft bringen die Kinder ihre Ideen und Lernbedürfnisse mit. Hier achten wir darauf, dass wir diese umsetzen und die Kinder in ihren Bildungsprozessen unterstützen. 

Wie die Schreibwerkstatt Sprachvielfalt abbildet 

In den Familien der Kita-Kinder ist eine Vielfalt an Muttersprachen vertreten. Die Kinder tragen diese Sprachen in sich. Sie erleben, dass diese Sprachen bei uns erlaubt und willkommen sind. So fühlen sie sich sicher, sie öffnen sich und teilen ihren Erfahrungsschatz. Wir bieten im Bücherregal Bücher in verschiedenen Sprachen an, außerdem zeigen wir Interesse an anderen Sprachen und fordern die Kinder auch auf, diese anzuwenden. Wer die eigene Muttersprache gut und gern spricht, lernt auch schnell die Zweitsprache – in diesen Fällen Deutsch. Die familiensprachlichen Kompetenzen anzuerkennen und wertzuschätzen, ist hier von großer Bedeutung und steht im Vordergrund. Unser Ziel ist es, das Interesse an sprachlicher Vielfalt bei allen Kindern zu wecken. 

Die Schreibwerkstatt im Kita-Alltag 

Es gibt in der Schreibwerkstatt sowohl geplante Angebote wie auch situationsorientierte Aktivitäten mit den Schwerpunkten Sprache, Literacy und Schrift. Die Kinder können den Raum je nach Entwicklungsstand selbstständig in Absprache mit einer pädagogischen Fachkraft nutzen. Manchmal besuchen uns auch die Krippen-Kinder mit einer Fachkraft. Unsere sprachliche Bildungsarbeit legt den Akzent auf das Verständnis von Bildung als Selbstbildung: Pädagogisch inszenierte Angebote werden dann wirksam, wenn die Kinder sie eigenaktiv wahrnehmen und verarbeiten. So versuchen wir, in Rollenspielen authentische Kommunikationssituationen zu schaffen, die für die Kinder Bedeutung haben (z. B. Post, Bank). Auf diese Weise ermöglichen wir den Kindern, narrative Strategien sowie ein erstes sprachsystematisches Wissen zu erwerben. 

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