Wie entstand und entwickelte sich die Idee zur „Sag-mir-was-Box“?
Die „Sag-mir-was-Box“ entstand vor ca. acht Jahren. Zu Beginn nutzten wir dafür eine selbst gestaltete Dose. Mittlerweile sind es Briefkästen, die in jedem Gruppenraum stehen. Unser Ziel war es, den sechs- bis zehnjährigen Kindern eine Möglichkeit zu bieten, ihre Ängste und ihren Frust anonym mitteilen zu können – also eine Art Kummerkasten. Dadurch wollten wir als pädagogische Fachkräfte einen geschützten Raum für die Mädchen und Jungen sicherstellen. Bald schon entwickelte sich der Kummerkasten weiter: Die Kinder teilen uns mittlerweile einerseits ihre Sorgen mit, äußern hierüber nun aber auch aktiv ihre Wünsche zur Wochen- und Ferienplanung.
Wie thematisieren Sie als pädagogische Fachkräfte die Mitteilungen der Kinder?
Die Kinder leeren die Box selbstständig oder in Begleitung der pädagogischen Fachkraft einmal wöchentlich in der Hortkonferenz. Sie verteilen die Zettel, lesen alle Ideen vor und ordnen diese zwei Kategorien zu: Vorschläge für das Wochen- und Ferienprogramm und Probleme in der Gruppe bzw. im Hort. Die Vorschläge dienen als Ideensammlung für die Umsetzung durch die pädagogischen Fachkräfte. Die Probleme wandeln wir in Projekte um, z.B. versuchen wir, einen Konflikt oder Streit anhand einer ausgearbeiteten Aktivität unter Berücksichtigung der didaktisch-methodischen Prinzipien zum Thema „Friedensbrücke“ zu lösen.
Welchen pädagogischen Mehrwert hat die Box?
Die Box ermöglicht den Kindern die aktive Mitgestaltung von Regeln, Raumgestaltung oder Spielmaterial und bspw. Projekte wie die Herstellung von Schokolade oder der Besuch einer Reptilienfarm im Rahmen des Ferienprogramms. Gleichzeitig entscheiden die Kinder selbst, wann und ob sie ihre Wünsche und Anliegen an die einzelnen Kinder, die ganze Gruppe oder an die pädagogische Fachkraft richten. Zusätzlich bieten die Mitteilungskästen die Gelegenheit, sich zu beschweren und Kritik zu äußern. Dadurch können wir als pädagogische Fachkräfte Unstimmigkeiten aufgreifen und gemeinsam mit den Kindern Lösungen finden. Der Wochenplan- und Ideenkasten bietet somit die Chance, sowohl die Konfliktfähigkeit und das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken als auch mitzubestimmen, was die Mädchen und Jungen unternehmen oder ändern wollen.