Stress ist normal und lässt sich oft nicht vermeiden – das wissen Sie als Fachkraft in der Ganztagsschule nur zu gut. Wenn auf jede Anspannungsphase eine Entspannungsphase folgt, gibt das in der Regel genügend Kraftnachschub, um den herausfordernden Alltag zu bewältigen. Das muss nicht immer gleich das ganz große Paket sein, etwa der Urlaub oder eine Ferienreise. Mindestens genauso wichtig sind die alltäglichen Erholungsphasen: ein guter Nachtschlaf, das erholsame Wochenende, der Besuch im Fitnesscenter.
Leider gelingt es vielen Fachkräften im Ganztag nicht, diese Erholungsphasen genügend zu nutzen. Sie machen keine richtigen Pausen. Sie nehmen regelmäßig Arbeit mit nach Hause, obwohl dort familiäre Aufgaben warten und vielleicht noch das eine oder andere Ehrenamt. Viele muten sich selbst noch dann zu viel zu, wenn der Körper schon Alarmsignale gibt. Sie schleppen sich zur Arbeit trotz Schnupfen, starkem Kopfweh oder Rückenschmerzen. Man kann ja die Kollegen und vor allem die Kinder nicht im Stich lassen. Die rasenden Kopfschmerzen – na, einen Tag wird es noch gehen, dann ist Wochenende. Seit Wochen keine Nacht richtig durchgeschlafen, dauernd müde – reiß dich mal zusammen, das ist doch keine richtige Krankheit. So lauten die inneren Dialoge so mancher Fachkraft. Dabei sind gerade diejenigen, die vermeintlich keine Zeit für eine Auszeit haben, besonders auf sie angewiesen.
Denn nur wer regelmäßig Möglichkeiten findet, abends oder am Wochenende zur Erholung zu kommen und Kraft zu schöpfen, kann den alltäglichen Stress auf Dauer aushalten. Irgendwann muss jeder mal nachtanken! Ich rate daher allen, sich Kraftquellen zu suchen, die einem zu neuer Stärke und Energie verhelfen. Gut sind kleine Dinge, die man unkompliziert im Alltag einbauen kann: ein Wannenbad, eine YogaÜbung, eine kurze Meditation oder ein Gebet, ein Waldspaziergang, mit dem Hund Gassi gehen, ein Fußbad, ein Gespräch mit der Freundin.
Manchmal genügt es auch schon, eine Schokopraline langsam auf der Zunge zergehen zu lassen oder ein Musikstück sinnlich zu konsumieren. Wer sich bewusst auf diese kleinen Momente einlässt, sie wahrnimmt, ohne in Gedanken schon wieder bei der nächsten Aufgabe, beim nächsten Projekt zu sein, tut sich und seinem Körper Gutes. Solche Kraftquellen, die weder große Vorbereitung noch viel Zeit beanspruchen, sollten im Alltag immer wieder ihren Platz finden.
JEDER MUSS FÜR SICH HERAUSFINDEN, WAS IHM KRAFT GIBT
Größere Kraftquellen für einen echten Erholungsschub können zum Beispiel Einkehrtage oder stille Tage im Kloster sein, ein Wellnesswochenende, ein Wandertag mit Freunden, ein Konzertbesuch mit dem Partner oder Freunden, ein Gottesdienst, ein Kochevent mit Freunden, ein gutes Buch oder ein toller Film.
Ein Patentrezept für Kraftquellen gibt es nicht. Jeder muss für sich selbst herausfinden, was ihm guttut. Für mich ist die Musik eine ganz wichtige Kraftquelle. Ich habe mir Playlisten gemacht, auf der ich je nach Befinden und Gefühlslage ganz bestimmte Musikstücke abspiele. Sie entspannen mich oder geben mir Antrieb, wenn ich müde und ausgelaugt bin. Auf dem Weg hin zur Arbeit oder zurück nach Hause hilft das oft schon, neue Kraft zu tanken.
Aber Sie müssen selber herausfinden, was Ihnen Kraft gibt. Seien Sie offen für Neues – aber auch vorsichtig bei Leuten, die Ihnen erzählen wollen: Nur das hilft, nur jenes ist das Beste. Ein Patentrezept gibt es nicht.
Suchen Sie sich Ihre persönlichen Kraftquellen, die Ihnen neue Energie für all die Verpflichtungen und Aufgaben in Ihrem Alltag geben – und nutzen Sie diese Quellen regelmäßig! Mein Tipp: Zelebrieren Sie diese kleinen Auszeiten mit einem Ritual. Auch das hilft beim Abschalten und Runterkommen.