Ich arbeite in einem mittelständischen Unternehmen. Wir sind rund 700 Leute an unserem Berliner Standort, verteilt auf drei Gebäude. Ich sitze mit 26 anderen Kollegen in einem Großraumbüro. Der Raum ist nicht schlecht: Hohe Decken, breite Fensterfront, Holzfußboden. Ein bisschen eng ist es, vielleicht 50 Quadratmeter. Deshalb haben sie uns gleich am ersten Tag gesagt, dass wir uns die Schreibtische teilen müssen. Das nervt. Und der Lautstärkepegel ist auch echt anstrengend.
Dass lange nichts renoviert wurde, merkt man an allen Ecken. Richtig eklig sind die Klos. Ich gehe vor der Arbeit zu Hause pinkeln. Dann versuche ich anzuhalten bis zum Abend. Das ist nicht gesund, manchmal habe ich nachmittags Bauchschmerzen.
Wenigstens hat die Firma einen Caterer engagiert. Der bringt das lauwarme Mittagessen in riesigen Bottichen aufs Firmengelände. Auswahl gibt es nicht. Aber trotzdem besser, als jeden Tag die mitgebrachte Stulle kauen zu müssen. Woran ich mich allerdings nur schwer gewöhnen kann: Dass uns die Vorgesetzten vorschreiben, wann wir von den Schreibtischen aufstehen und essen gehen dürfen. Manchmal knurrt mir schon um 11:45 Uhr der Magen, aber ich muss bis 13:15 Uhr warten. Offiziell habe ich nur eine 33,5-Stunden- Woche, faktisch bin ich jeden Tag von 8 bis 16 Uhr hier. Nach dem Mittagessen ist meine Kernarbeitszeit eigentlich vorbei, aber ich habe so viel zu tun, dass ich freiwillig weitermache.
IMMERHIN: EIN BETONIERTER INNENHOF
Es soll ja Unternehmen geben, da steht immer ein Obstbüffett rum, die Getränke sind kostenlos, im Keller ist ein Fitnessraum und einmal die Woche kommt der Masseur. Uns steht hier immerhin ein betonierter Innenhof zur Verfügung, da lassen sie uns alle paar Stunden raus, damit wir uns die Beine vertreten können.
Nachmittags beginnt die Gleitzeit, da sollen wir – Ansage von ganz oben – ruhig mal den Stift zur Seite legen und mit den Kollegen zwanglos chillen. Leichter gesagt als getan, denn das Gelände verlassen dürfen wir nicht. Bleibt wieder nur das Großraumbüro. Neulich haben sie uns in die hinterste Ecke eine kleine Couch reingestellt. Aber setz dich mal mit 32 Leuten auf eine Couch.
Es soll wirklich nicht klingen, als wollte ich jammern. Ich bin froh, dass ich hier untergekommen bin. Die Kollegen sind nett, die Atmosphäre ganz okay. Ich habe schon von viel schlimmeren Firmen gehört. Wo der Putz von der Decke fällt und die Dächer undicht sind. Aber wenn ich jetzt spontan einen Wunsch frei hätte? Dann würde ich mir einen gemütlichen, hellen Raum mit richtig viel Platz wünschen. Für Meetings, für Kreativkurse – und hin und wieder auch mal für eine Party. Ein paar Pflanzen auf allen Etagen wären auch schön. Und große, flauschige Teppiche, die den Schall schlucken. Last, but not least: endlich schicke Sanitäranlagen. Vielleicht traue ich mich irgendwann, den Vorstand mal direkt anzusprechen und meine Ideen vorzutragen. Einen Betriebsrat gibt es leider, soweit ich weiß, nicht. Meine Kinder in der Schule haben immerhin das Schülerparlament – aber sonst oft ähnliche Probleme.