Bei uns spricht man DeutschSprachenvielfalt in Schulen und Hort

Viele Fachkräfte möchten Eltern mit Zuwanderungsgeschichte besser einbinden, wissen aber nicht wie. Versuchen Sie es doch mal über die Heimatsprachen der Familien!

Bei uns spricht man Deutsch – und viele andere Sprachen auch
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Zur Elternarbeit mit Migrantinnen und Migranten gibt es oft viele gute Ideen; nicht selten scheitern sie aber an der Sprachbarriere, an Unsicherheiten im Kontakt mit sprachlicher Vielfalt – oder an der Scheu vor zu viel Aufwand. Hier möchte ich eine Bresche schlagen und Mut machen: Beziehen Sie doch einfach mal die Heimatsprachen der Familien in Ihre Arbeit mit ein. Damit haben Sie auch einen wichtigen Schlüssel zur Lebenswelt, zur Kultur und den Erfahrungen der Kinder in der Hand. Das ist deshalb so wichtig, weil die Erstsprache, die von den Eltern und nahen Bezugspersonen gesprochen wird, die Basis für den weiteren Spracherwerb der Kinder bildet. Die Wertschätzung der Erstsprache fördert auch die Bereitschaft, die deutsche Sprache zu erlernen.
Die eigenen Bilder und Vorstellungen, die Ihr Team zu der Sprachenvielfalt in Ihrer Einrichtung im Kopf hat, bilden dabei den Ausgangpunkt. Sie können zum Beispiel in einer Teambesprechung gemeinsam überlegen, wie die Sprachenvielfalt der Eltern als Ressource genutzt werden könnte. Genauso legitim ist es, über die eigenen Unsicherheiten und Ängste im Kontakt mit mehrsprachigen Eltern zu sprechen, prägen diese doch auch das eigene Verhalten im Alltag. Solch eine Auseinandersetzung ist der erste Schritt in Richtung konstruktiver Öffnung.

LESESTUNDE AUF POLNISCH ODER ARABISCH

Doch wie geht es weiter? Meist sind es die kleinen Dinge, die den Weg bereiten. Begrüßungsschriftzüge in den jeweiligen Heimatsprachen vermitteln den Eltern ein Gefühl der Akzeptanz. Karten und Bilder aus den unterschiedlichen Herkunftsländern bieten gemeinsame Gesprächsanlässe. Oder organisieren Sie doch eine Lesestunde, bei der Eltern oder auch ältere Geschwister in die Schule kommen und Geschichten oder Bilderbücher in ihrer Sprache vorlesen. Mehrsprachiges Vorlesen ist eine gute Möglichkeit, die Familiensprachen der Kinder als wichtigen Teil ihrer eigenen Identität im Alltag wertzuschätzen – und Eltern aktiv in den offenen Ganztag zu „locken“ und einzubinden.
Sie können sich überlegen, mehrsprachige Bilderbücher anzuschaffen oder auszuleihen, die dann in der Betreuung ausliegen. Bücher in einer vertrauten Sprache bilden besonders dann eine Brücke, wenn sich Eltern und Kinder in einer deutschsprachigen Umgebung noch nicht wohlfühlen und sich noch nicht so gut verständigen können. Ist erst einmal das Vertrauen aufgebaut und sind anfängliche Sprachhemmungen abgebaut, werden sich Eltern auch an regelmäßigen Vorleseaktionen gerne beteiligen. Fangen Sie doch mit einer kleinen gemeinsamen Aktion an, die für Sie und Ihr Team gut realisierbar ist.
Neben einer wertschätzenden und offenen Haltung ist auch eine ansprechende Präsentation der Bücher sinnvoll. Ausstellungsleisten schaffen schnell eine Übersicht und bieten für Eltern sowie Kinder eine gute Orientierung. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Trauen Sie sich, Ihren Kindern und den Eltern mehrsprachiges Vorlesen am Nachmittag zu. Die positiven Effekte sind für alle Beteiligten erstaunlich. Mut tut gut!

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