Seit dem Schuljahr 2014/15 werden in der Stadt Freiburg Betreuungsplätze für Grundschulkinder sukzessive ausgebaut. Die Stadt hat selbst die Trägerschaft von elf Einrichtungen an öffentlichen Grundschulen übernommen. Da der Bedarf an Betreuungsplätzen kontinuierlich stieg, stand für das Amt für Schule und Bildung als zuständige Verwaltungsbehörde zu nächst der quantitative Ausbau an – und im Anschluss daran die qualitative Weiterentwicklung der Angebote. So hatte es der Gemeinderat bereits zu Beginn des Prozesses festgelegt. Es gab zunächst für alle Freiburger Träger der Schulkindbetreuung eine Rahmenkonzeption. Diese regelte Organisatorisches, etwa Personalschlüssel oder Betreuungsmodule.
Welche Erziehungsziele verfolgen wir?
Der nächste Schritt bestand darin, ein pädagogisches Konzept mit Grundannahmen und Zielen zu erarbeiten – und damit auch einen Qualitätsanspruch zu formulieren. Welche Bedürfnisse haben Grundschulkinder? Welche Haltung und Rolle nehmen die pädagogischen Fachkräfte ein? Wie ist unser Bild vom Kind und was für Erziehungsziele verfolgen wir? Und nicht zuletzt: Was für ein Verständnis von Bildung, Betreuung und Erziehung haben wir?
Niedrigschwellig und partizipativ
Das Amt für Schule und Bildung (ASB) der Stadt Freiburg hat sich entschieden, den Prozess der Konzeptionserstellung niedrigschwellig und partizipativ zu gestalten. Sowohl Einrichtungsleitungen als auch Mitarbeitende der Verwaltung erarbeiteten in regelmäßigen Sitzungen nach und nach das Grundgerüst der Konzeption. Gerade der Einbezug der Verwaltung war von großer Wichtigkeit. Das ASB sieht sich als lernende Organisation und die Konzeption sollte ganzheitlich gedacht werden. Eine auf Prozessentwicklung spezialisierte Trainerin hat alle Sitzungen strukturiert und gab fachlichen Input. Auch für diese externe Begleitung hat sich die Stadt bewusst entschieden. So konnten sich alle Beteiligten voll und ganz auf den inhaltlichen Prozess konzentrieren.
Wichtiger Bestandteil jeder Sitzung war eine Mindmap, die ständig weiterentwickelt wurde. Sie stellte alle Hauptaspekte dar – etwa Strukturqualität, Orientierungsqualität, Prozessqualität – sowie spezifische Bausteine, die sich aus dem Kontext Schule ergaben oder auf die der Träger großen Wert legte. Insgesamt hat die Erarbeitung der Konzeption zwei Jahre gedauert – vom ersten Treffen bis zur Fertigstellung des Drucks. Nach der Hälfte der Zeit wurde ein Fachtag für alle pädagogischen Fachkräfte und Leitungen organisiert, um über den aktuellen Stand zu informieren und um an den Inhalten weiterzuarbeiten. Ein Teil der Gruppe hatte den Auftrag, alle Inhalte auf Schlüssigkeit hin zu überprüfen. Das Endprodukt wurde dann an alle pädagogischen Fachkräfte ausgeteilt.
Implementierung steht noch an
Mit dem Austeilen und der Selbstverpflichtung, die Konzeption zu lesen, ist der Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Nun geht es darum, konkrete Handlungsschritte im Sinne eines Qualitätshandbuches zu erarbeiten und die pädagogischen Fachkräfte durch Begleitung und Schulung dazu zu befähigen, die Vorgaben aus der Konzeption angemessen umzusetzen. Mit der Konzeption wurde die Grundlage für die Arbeit und die Weiterentwicklung geschaffen. Sie ist Handlungsanweisung für alle pädagogischen Fachkräfte und die Trägerverwaltung, sie bietet neuen Mitarbeitenden einen erleichterten Einstieg und sorgt nicht zuletzt für Transparenz und Klarheit in der Zusammenarbeit mit der Schule (vgl. Ulrike Glöckner in Manja Plehn: Qualität in Hort, Schulkindbetreuung und Ganztagsschule. Herder, Freiburg 2019, S. 224).
Der lange Weg hat sich gelohnt
Es hat lange gedauert. Und das war gut so. Denn die Erstellung der Konzeption bedeutete auch eine intensive Auseinandersetzung mit kindheitspädagogischen Themen. Diese braucht Zeit. Zeit zum Denken, Zeit zum Abstimmen und Zeit zum Formulieren. Weiterhin hat sie dem Gesamtgefüge der Schulkindbetreuung bestehend aus Trägerverwaltung und den Einrichtungen geholfen, mehr gegenseitiges Verständnis und dauerhafte Kommunikationsstrukturen zu entwickeln. Nicht zuletzt bietet die pädagogische Konzeption auch eine Grundlage für ein an den Entwicklungsbedürfnissen der Kinder angepasstes Fortbildungskonzept. Die Inhalte finden sich auch im Qualifizierungsprogramm für pädagogische Kräfte ohne einschlägige Qualifikation wieder.