Eine bedarfsgerechte Ernährung fördert maßgeblich die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern. Deshalb sind qualitativ hochwertige Mahlzeiten ein wesentlicher Baustein für die Ernährungsbildung in pädagogischen Einrichtungen. Sie können das Essverhalten der Kinder deutlich beeinflussen und positiv prägen. Neben einem ausgewogenen Ernährungsplan spielt auch die jahreszeitliche und regionale Ausrichtung des Speiseplans eine wichtige Rolle. Dies hat mehrere Vorteile:
1. REIFES SCHMECKT BESSER UND HAT VIELE NÄHRSTOFFE
Grundsätzlich entwickelt saisonreifes Gemüse und Obst im Vergleich zur Gewächshauskonkurrenz den besseren und volleren Geschmack. Letztendlich essen Kinder, was ihnen schmeckt. Sie probieren zum Beispiel etwas, das sie kennen – oder weil sie aufgrund des Aussehens vermuten, dass es ihnen schmeckt. Kinder entscheiden sich selten für ein bestimmtes Essen, weil Erwachsene es als gesund beschreiben. Nur was ihnen schmeckt, wird sich gegen die Konkurrenz aus Supermarkt und Fastfood- Imbiss durchzusetzen. Bei jahreszeitlicher Gestaltung des Speiseplans sind Obst und Gemüse voll ausgereift und dadurch vitalstoffreich.
2. REGIONALES BIO-OBST UND -GEMÜSE: GENUSS OHNE PESTIZIDE
Bio-Obst und -Gemüse aus der Region weisen weniger Düngemittel- und Pestizidrückstände auf und sind reicher an essenziellen Inhaltsstoffen als konventionell erzeugte Produkte. Der Jahresbericht 2017 der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit besagt, dass 49 Prozent der konventionell hergestellten Lebensmittel Reste von Pestiziden enthalten, während dies bei nur knapp 14 Prozent der ökologisch erzeugten Lebensmittel der Fall war. Im Treibhaus muss generell mehr gedüngt werden, da die Pflanzen wegen Lichtmangels nicht gut wachsen. Die Einbuße an Vitaminen und Mineralien ist hoch.
3. REGIONALITÄT SCHÜTZT UNSER KLIMA
Der Transport von Nahrungsmitteln über große Entfernungen oder gar aus einem anderen Land verursacht einen hohen CO2- Ausstoß. Im Vergleich dazu belasten kurze Transportwege die Umwelt weniger. Lebensmittel, die mit dem Flugzeug geliefert werden, haben eine besonders schlechte Ökobilanz. Durch eingesparte Transportkosten kann regionales Obst und Gemüse sogar preisgünstiger sein als Importware.
4. REGIONALITÄT STÄRKT DIE HEIMISCHE WIRTSCHAFT
Werden die Lebensmittel für die Schulverpflegung in der Umgebung gekauft, kann dies ortsansässigen kleinbäuerlichen Betrieben und traditionellen Höfen zugutekommen. So unterstützen Schulen die regionale Wirtschaft und helfen, Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten.
Wenn der Caterer oder die Küchenleitung die Erzeuger kennen, können sie die Qualität der eingekauften Rohstoffe bedeutend einfacher beurteilen, als wenn die Zutaten von weit her kommen. Die Küchenleitung kann regionale Lieferanten ohne großen Aufwand besuchen und sich einen Eindruck von der Erzeugung des Obstes, des Gemüses und der anderen Produkte verschaffen. Auch die pädagogischen Fachkräfte können gemeinsam mit den Kindern Bäuerinnen und Bauern besuchen. So schafft Regionalität nicht nur Ernährungsbildung, sondern auch Identität: Die Kinder beißen nicht in ein anonymes Produkt, sondern in einen Apfel von der Streuobstwiese um die Ecke.
Regionalität in der Schulküche – so geht’s!
Verwenden Sie hauptsächlich regionale (Bio-) Produkte! Auch regional erzeugtes Tiefkühlgemüse ist besser als das gleiche Produkt aus einem anderen Land.
Im Winter wird es zwar schwer, eine regionale Versorgung mit frischem Obst und Gemüse zu gewährleisten, aber es lassen sich dennoch einige Anbieter auf dem Wochen- und Supermarkt finden!
In einer Schulküche kann dies zuweilen einen geringen Mehraufwand bedeuten. Lieferanten müssen sorgsam ausgewählt und Liefertermine geschickt vereinbart werden. Oftmals sind kleine Händler nicht ganz so flexibel, da sie die Lieferung an mehrere Kunden logistisch klug planen müssen. Doch dieser Aufwand lohnt sich in vielerlei Hinsicht.
Praxistipp: Nicht jederzeit jedes Lebensmittel verfügbar zu haben und den Hintergrund dieser Knappheit und Eingeschränktheit mit Kindern nachzuvollziehen, kann zur Ernährungsbildung der Kinder beitragen. Besuchen Sie doch mit den Kindern die Erzeuger der Tomaten, Gurken, Salate, Äpfel, Erdbeeren etc. in Ihrer Region!
Literaturtipp:
Der Text ist ein bearbeiteter Auszug aus dem nächsten Band der von Manja Plehn herausgegebenen Reihe „Qualität in Hort, Schulkindbetreuung und Ganztagsschule“. Das Buch erscheint am 18. September 2019.
Holger Renner, Benjamin Perry, Manja Plehn:
Mittagessen pädagogisch gestalten.
Verlag Herder, Freiburg 2019.
96 Seiten, 20,- Euro.
ISBN 978-3-451-38168-3