Die Hausaufgaben sind eine wichtige Situation in Ganztagseinrichtungen: Für Kinder nehmen sie einen großen Stellenwert im Alltag ein. Für Eltern sind sie ein bedeutendes Kriterium bei der Beurteilung der Einrichtungsqualität. Außerdem gehören sie zum Bildungs- und Erziehungsauftrag pädagogischer Einrichtungen. Das bietet die Chance, dass die Kinder als Teil dieses Auftrages viele Kompetenzen üben, zum Beispiel selbstverantwortliches Lernen, positives Selbstwertgefühl, Kooperationsfähigkeit sowie Selbst- und Mitbestimmung.
Idealtypisch lassen sich die Aufgaben zur Begleitung der Hausaufgaben folgendermaßen zusammenfassen:
- Die Schulkindbetreuung stellt einen Ort zur Verfügung, an dem die Kinder die Übungen bearbeiten können. Dort sollten Lernmittel bereitstehen, um das selbstständige Arbeiten der Mädchen und Jungen zu fördern.
- Pädagogische Fachkräfte unterstützen Kinder so, dass diese die selbstverantwortliche Beschäftigung mit den Hausaufgaben erlernen. Dazu experimentieren sie gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern, wann für jeden und jede individuell ein guter Zeitpunkt für die Arbeiten ist und wie die Hausaufgabensituation gestaltet sein sollte.
Anhand dieser Punkte entsteht eine generelle Struktur, die aber gemeinsam mit den Kindern ständig weiterentwickelt werden sollte. Dieser Rahmen, der tägliche Diskussionen erspart, gibt den Mädchen und Jungen sowohl Orientierung als auch Freiräume, soll aber an die individuelle Selbstständigkeit jedes und jeder Einzelnen angepasst werden. Zu wenig Struktur und damit zu viel Selbstständigkeit kann überfordern – umgekehrt nimmt zu wenig Freiraum in einer zu engen Struktur Kindern die Möglichkeit, Selbstverantwortung zu übernehmen.
SPASS UND POSITIVE GEFÜHLE
Für Selbstverantwortlichkeit ist es wichtig, dass Kinder motiviert, mit Spaß und positiven Gefühlen ihre Hausaufgaben bearbeiten. Pädagogische Fachkräfte können dazu beitragen, indem sie unter anderem eine Atmosphäre des Wohlfühlens und der emotionalen Unterstützung schaffen, die die Grundbedürfnisse von Kindern, etwa nach Bewegung, berücksichtigt. Bei der Lernunterstützung halten sie sich zurück, sind aber als Ansprechpartner immer verfügbar und zeigen Interesse. Hat ein Kind erkennbare Schwierigkeiten, prüft die Fachkraft zuerst die Ursache und gibt nur so viel Hilfe wie nötig. Diese Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt das Kind dabei, eigene Lösungswege zu finden. Dabei lernt das Kind zum Beispiel auf Hilfsmittel zurückzugreifen oder Unterstützung von anderen Kindern in Anspruch zu nehmen. Eine Form der Hilfe kann Ermutigung sein, etwa der gemeinsame Blick auf Fortschritte des Kindes. Fachkräfte müssen sich einen Einblick in die Kompetenzen und die Schwierigkeiten der Kinder verschaffen. Sie setzen diese in Bezug zu den gestellten Aufgaben, zur bisherigen Entwicklung und zur jeweiligen Lebenswelt des Kindes. So lassen sich Kinder motivieren. Sie erhalten eine lernförderliche Rückmeldung, aber auch Hinweise auf grundsätzliche Probleme und weiteren Unterstützungsbedarf.
RÜCKMELDUNG AN ELTERN UND SCHULE
Die pädagogischen Fachkräfte sollten gemeinsam mit den Kindern kontrollieren, ob die Aufgaben vollständig bearbeitet sind. Damit unterstützen sie die Schülerinnen und Schüler, dies selbstständig einschätzen zu lernen. Andererseits sollten Fachkräfte, in Absprache mit den Lehrkräften, die Hausaufgaben nur in Ausnahmefällen auf Richtigkeit kontrollieren.
Die pädagogischen Fachkräfte haben die landesspezifischen Regelungen sowie die Vereinbarungen mit Schule und Eltern im Hinterkopf und achten darauf, dass die Kinder nicht überfordert werden. Es muss ausreichend Zeit für Spiel, Freizeit und selbstbestimmte Bildungsprozesse bleiben. Deshalb geben sie Rückmeldung zu Umfang und Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an Lehrkräfte und Eltern, möglichst nach Absprache mit dem jeweiligen Kind. Vermuten Erzieherinnen und Erzieher grundsätzliche Probleme, sollten sie Eltern und Lehrkraft kontaktieren. Die Schulkindbetreuung hat nicht die Aufgabe, weitergehenden Unterstützungsbedarf anzubieten. Sie ist kein Nachhilfe-Institut. Die Leitung und die pädagogischen Fachkräfte entwickeln die Hausaufgabenbegleitung regelmäßig weiter und beziehen dabei insbesondere die Sicht der Kinder ein. Dieses Verständnis schreiben sie in ihrer Einrichtungskonzeption nieder.
Die Leitung sorgt im Zusammenwirken mit dem Träger für gute Rahmenbedingungen. Generell sowie in Bezug auf die einzelnen Kinder sollten die pädagogischen Fachkräfte ihre Einstellung zu dem Thema Hausaufgaben überprüfen. Ob eine Erzieherin oder ein Erzieher die Übungen innerlich ablehnt oder befürwortet, beeinflusst auch das Handeln in der Situation und sendet bewusste und unbewusste Signale an Kinder, Eltern und Schule.