"Entwicklungsgesprächen kommt innerhalb der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft eine zentrale Funktion zu. Über die Kontakte im Alltag hinaus bekommen Eltern und Erzieherinnen im Entwicklungsgespräch die Chance, sich strukturiert und zielgerichtet über die Entwicklung des Kindes auszutauschen und Entwicklungsziele zu vereinbaren. In das Gespräch bringen sich die Eltern und die Erzieherin aus ihrer jeweiligen Perspektive mit ihren Beobachtungen ein. Sie tauschen sich aus und erörtern unterschiedliche Wahrnehmungen. (...) Inhalte von Entwicklungsgesprächen: das Wohlbefinden und die Engagiertheit des Kindes, die Themen und Interessen des Kindes, die Stärken des Kindes, das Selbstbild, die Kompetenzen, die Interaktion und Kommunikation des Kindes, die Wünsche und Bedürfnisse des Kindes, Spielthemen und Spielpartner, Erwartungen von Eltern und Erzieherinnen, Austausch über Werte und Erziehungsvorstellungen, gemeinsame Formulierung von Erziehungszielen. Weitere optionale Themen:
Eingewöhnung, Essverhalten, Gesundheit, Übergänge sowie besondere Situationen, in denen sich das Kind bzw. die Familie befindet.
Vor einem Entwicklungsgespräch sollte geklärt sein, wer am Gespräch teilnimmt. Am besten ist es, wenn beide Eltern kommen. Je nach Prozessverlauf oder Schwierigkeit können Kolleginnen, die Leitung oder Mitarbeiterinnen von sozialen Diensten oder Therapeutinnen zum Gespräch hinzugezogen werden. Dies muss jedoch vorher mit den Eltern abgeklärt werden. Je nach Familiensituation können auch weitere Familienmitglieder an einem Entwicklungsgespräch teilnehmen. Sind die Eltern geschieden und haben sie weiter das gemeinsame Sorgerecht, dann sollten sie beide, jeweils mit einer eigenen Einladung, zum Gespräch eingeladen werden. Je nach Alter eines Kindes kann es sinnvoll sein, dieses für eine bestimmte Zeit in das Gespräch zu integrieren. Zum Beispiel kann ein Kind sein Portfolio vorstellen. Der Ablauf eines Entwicklungsgesprächs sollte von der Erzieherin gut geplant sein. Sie ist für die Gesprächsführung verantwortlich. Zur Vorbereitung eines Entwicklungsgespräches dienen der Erzieherin die Erkenntnisse aus ihren Beobachtungen. Das können eine Lerngeschichte, Fotos, ein Beobachtungsbogen zur Entwicklung von Kompetenzbereichen oder das Portfolio des Kindes sein. Ein Austausch mit den Kolleginnen über die Gesprächsziele ist obligatorisch. Es ist außerdem möglich, den Eltern nicht zu aufwendig gestaltete Beobachtungsbogen mit nach Hause zu geben, damit diese sich ebenso vor dem Gespräch gezielter vorbereiten können. Bei Bedarf sollte ein (von der Einrichtung organisierter) Dolmetscher hinzugezogen werden.
ldeal ist es, wenn das Gespräch offen verläuft und Eltern und Erzieherin ihre Beobachtungen und Sichtweisen einbringen können. Der gemeinsame Austausch und die Erörterung unterschiedlicher Perspektiven können dann sehr befruchtend sein. Das Verständnis für die Situation des Kindes kann wachsen ebenso wie das Verständnis für den Gesprächspartner (vgl. Roth 2010, S. 146). Dies ist wiederum eine gute Grundlage für die Erarbeitung gemeinsamer Vereinbarungen zur weiteren Förderung des Kindes. Die Grundhaltung der Erzieherin im Gespräch sollte von Offenheit, Neugier, Wertschätzung und Ressourcenorientierung geprägt sein.