„Im Zentrum bildungspolitischer Forderungen und pädagogischer Programme steht in der letzten Zeit häufig der Begriff des lebenslangen Lernens. Die Grenzen herkömmlicher Bildungseinrichtungen und die Einteilung des Bildungswesens in aufeinander folgende Abschnitte werden dabei überschritten. Das Lernen des Menschen über die gesamte Lebensspanne und im Zusammenhang des Lebenslaufs wird in den Mittelpunkt gerückt. Die grundlegende menschliche Fähigkeit zur Selbstveränderung bildet dabei den Ansatzpunkt: Unser Gehirn kann nicht anders, als Informationen zu verarbeiten und sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Diese Aktivität bewirkt die lebenslange Anpassung des menschlichen Verhaltens an die sich verändernden Lebensbedingungen des Einzelnen und an die komplexer werdenden Strukturen der Gesellschaft. Beim Lernen wird nicht nur neues Wissen und Können angeeignet, sondern es geht auch darum, dass wir umlernen oder etwas verlernen. Das Wissen, das Verständnis, die Identität und unsere Handlungsweisen werden im Laufe des Lebens auch umgestaltet.
Das Konzept des lebenslangen Lernens ist noch nicht endgültig definiert. Es werden verschiedene Aspekte betont:
1. Menschliches Lernen beginnt sehr früh im Lebenslauf (…).
2. Auch in Bezug auf das Erwachsenenalter hat ein Umdenken stattgefunden (…). Nach der Schule und Berufsausbildung wird in Einrichtungen der Weiterbildung oder in Formen informellen Lernens (im alltäglichen Leben, im Betrieb, im Internet, in kulturellen Organisationen) weitergelernt.
3. Lernen ist bis ins hohe Alter möglich (…).
4. Aus der Kritik an einer einseitig beruflich verwertbaren und ökonomisch bestimmten Weiterbildung entstand die Forderung nach einem autonomen, selbstgesteuerten Lernen (…).
5. Das lebenslange Lernen ist ein soziales und politisches Problem. Das lebensbegleitende Lernen kann helfen, den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken und Ausgrenzungen zu verhindern (…).“