Pädagogischer Ansatz nach Friedrich Fröbel: im Kindergarten

In seinem Buch „Die Menschenerziehung“ (1826) beschreibt Friedrich Fröbel eine ganzheitliche Pädagogik mit dem Ziel freie, denkenden und selbsttätige Menschen zu bilden. Erfahrungen sollten die Kinder aus dem selbsttätigen Tun in verschiedenen Bereichen gewinnen. Darunter zählt er die Musik, Bewegung, Sprache, Natur, Sinneswahrnehmung und Malen. Das Konzept Fröbels bezieht die Eltern, die Öffentlichkeit und das Umfeld mit ein. Gleichzeitig entwickelte Fröbel ein erstes Ausbildungskonzept für den Beruf der Erzieherin.¹

Zusammenfassung:

• Das frühpädagogisches Handlungskonzept von Fröbel beruht auf Anschaulichkeit, Lebensnähe und Selbsttätigkeit des Kindes.
• Fröbels Bild vom Kind ist das eines von Anfang an lernfähigen und lernbegierigen, aktiv forschenden Subjekts.
• Die Bindung an eine erwachsene Bezugsperson ist für die frühkindliche Entwicklungs- und Bildungsprozesse wichtig.
• Fröbels Erziehungslehre liegt das Prinzip der ganzheitlichen Förderung zugrunde.
• Die Perspektive des Kindes gilt es zu berücksichtigen.
• Mit den Eltern gehen pädagogische Fachkräfte eine Erziehungspartnerschaft ein.²

Friedrich Fröbel hat bereits früh die Bedeutung der Spieltätigkeit für die Bildungsprozesse von Kindern erkannt. Nach Fröbel benötigen Kinder für ihre kognitive Entwicklung Körper-, Bewegungs-, Sinneserfahrungen sowie Angebote und Materialien („Stoffe“). Nach dem heutigen Verständnis würde man hierunter sowohl das Freispiel als das angeleitete Spiel zählen. Ludwig Liegle, Erziehungswissenschaftler von der Universität Tübingen und Experte für die Bildung in der frühen Kindheit, sieht diesen Ansatz von der Wissenschaft bestätigt: „Was Fröbel sehr früh erkannt hat und am Beispiel der Spielgaben konkretisiert hat, [ist], dass Wissen durch eigene Erfahrung, durch Selbsttätigkeit zu ihrem Eigenen [der Kinder] wird. Sonst ist es aufgesetzt. […] Das macht […] Fröbel so modern, das sagt heute die Hirnforschung auch: Man kann Wissen nicht übertragen. Wissen muss in jedem Hirn neu erschaffen werden.“³

Eng mit seiner Spieltheorie ist bei Friedrich Fröbel der Begriff „Spielgaben“ verknüpft. Bei dem Spiel mit den Spielgaben handelt es sich um ein angeleitetes Spiel. Der Begriff „Spielgabe“ rührt daher, dass eine „Kindergärtnerin“ diese dem Kind gibt. Dabei ist sie mit ihm in einem unterstützenden Dialog. Dieses Setting nennt Friedrich Fröbel „Spielpflege“. Hierfür hat Friedrich verschiedene Materialien wie zum Beispiel Bausteine, Legetäfelchen und Muggelsteine entwickelt, mit denen das Kind erste (unbewusste) Erkenntnisse über räumliche, zeitliche sowie logische Strukturen erlangt.

• Spielgabe 1: Ball (einfache Form)
• Spielgabe 2: Kugel (Bewegung), Würfel (Ruhe) und Walze (Bewegung + Ruhe)
• Spielgaben 3 bis 6: Würfelbaukästen: Würfel, (u. a. längs und quer geteilte) Quader und Prismen (Bausteine als Sinnbild Teil des Ganzen)

Nach Fröbel sind mit diesen Spielgaben drei Spielformen möglich:

• Darstellungen von Lebensformen: Nachbildungen von Gegenständen oder Vorgänge (z. B. Tisch, Stuhl, Auto etc.).
• Darstellungen von Schönheitsformen: Muster und Ornamente

Ähnlich wie moderne Wissenschaft:innen geht Friedrich Fröbel davon aus, dass sich Wissen ändert. Über Beobachtungen lernen Menschen die Gesetzmäßigkeiten der Natur kennen. „Dieses Welt- und Menschenbild ist der Bezugsrahmen für Fröbels Erziehungsphilosophie. Sein ganzheitliches Verständnis von Erziehung und Bildung bezieht sich auf eine enge Verzahnung intellektueller Bildung, erfahrungsbezogener Lernprozesse und Herzensbildung. Diese Verknüpfung von ,Kopf, Herz und Hand‘ ist noch heute Leitidee unseres pädagogischen Denkens. […] Fröbel geht davon aus, dass das Kind als Geschöpf Gottes von Geburt an ein Recht darauf hat, würdevoll, das heißt mit Respekt behandelt zu werden. Es ist von seiner Anlage her ein ,vernunftbegabtes Wesen‘, aber ein Mensch in Entwicklung. Fröbel spricht dem Kind prinzipiell die Fähigkeit zu, etwas zu begreifen, wenn es ihm sinnlich greifbar, also mit allen Sinnen erfahrbar gemacht wird.“⁴