„Rogers richtet seine Aufmerksamkeit vor allem auf das Beziehungsgeschehen von ‚Ich‘, ‚Du‘ und ‚Wir‘, stellt also das ‚Du‘ zwischen ‚Ich‘ und ‚Wir‘. Erst wenn der Mensch sich als ‚Ich‘ seiner Möglichkeiten bewusst ist, kann er diese konstruktiv im ‚Wir‘ einbringen. Auf dem Weg zu diesem Bewusstsein steht das therapeutische oder erzieherische Gespräch. Es soll ein förderliches Klima schaffen, das sich darauf richtet, das ‚Ich‘ im ‚Du‘ zu stärken. Rogers sagt: ‚Drei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ein Wachstum förderndes Klima entsteht. Diese Bedingungen gelten sowohl für die Beziehung zwischen Therapeut und Klient wie auch für das Verhältnis zwischen Eltern und Kind, Leiter und Gruppe, Lehrer und Schüler oder Führungskraft und Mitarbeiter:
- Das erste Element könnte man als Echtheit, Unverfälschtheit oder Kongruenz bezeichnen.
- Die zweite Voraussetzung für ein Klima, das Veränderung fördert, ist das Akzeptieren, die Anteilnahme oder Wertschätzung – das, was ich als bedingungslose positive Zuwendung bezeichnet habe.
- Der dritte förderliche Aspekt einer solchen Beziehung ist das einfühlsame Verstehen. Das bedeutet, dass der Therapeut genau die Gefühle und persönlichen Bedeutungen spürt, die der Klient erlebt, und dass er dieses Verstehen dem Klienten mitteilt‘ (Rogers 1981, S. 67). (…)
Der Personenzentrierte Ansatz ist ein anspruchsvolles Konzept, das nicht ohne Übung erlern- und umsetzbar ist. Vor allem – und darauf kommt es ja an – in schwierigen Gesprächssituationen. Ein zentrales Element des Ansatzes ist das „Aktive Zuhören“. Rogers leitet die Haltung der gesprächsführenden Person aus den Voraussetzungen ab, die er grundsätzlich für Beziehungen formuliert hat:
- Kongruenz: Authentisch auftreten heißt ehrlich und echt sein.
- Respekt: Akzeptanz der Person, ihr mit unbedingter Wertschätzung (positiver Einstellung) begegnen.
- Empathie: Sich sensibel in die Wahrnehmungsweise der Person einfühlen.
Aus diesen drei Anforderungen an die Haltung lassen sich wichtige Grundsätze für die Gesprächsführung ableiten:
- Wahrnehmen: zuhören, worum es der sprechenden Person geht.
- Zuordnen: spiegeln, wie ich das Gesagte (Verbale und Nonverbale) gehört und verstanden habe.
- Abwägen: nachdenken, welche Schlüsse ich aus dem Gehörten ziehe.
- Antworten: rückmelden, was ich dazu sagen kann/sagen will. (…)
Die von Rogers formulierte Grundhaltung des „Aktiven Zuhörens“ ist auf allen Ebenen der Kommunikation in der Kindertageseinrichtung anwendbar: im Team, mit Kindern, mit Eltern und auch im weiteren Umfeld. Es lohnt, sich Zeit für die Entwicklung dieser Kompetenzen zu nehmen. Teams, die diesen Weg gegangen sind, machen die Erfahrung, dass sich eine solche Haltung unmittelbar auf die Beziehungsqualität in der Kita auswirkt. Angesichts der großen fachlichen Herausforderungen, mit der jede Kindertageseinrichtung konfrontiert ist und für die sie mit den beteiligten Fachkräften, Eltern und Kindern richtige Antworten finden muss, haben diese Kompetenzen die Funktion eines Zentralschlüssels.“