Portfolio: im Kindergarten

In der Fachliteratur werden verschiedene Portfolio-Arten beschrieben. Der Pädagoge Bernd Groot-Wilken² unterscheidet dabei wie folgt:

• Entwicklungsportfolio: Es wird von den pädagogischen Fachkräften angefertigt und dokumentiert alle wichtigen Informationen über das Kind, die die Fachkräfte von den Eltern und anderen Kooperationspartnern bekommen sowie eigene Beobachtungen und Erfahrungen. Die Informationen stehen ausschließlich den Fachkräften zur Verfügung und dienen zur Planung und zur Vorbereitung von Entwicklungsgesprächen und Fallbesprechungen.
• Kompetenzportfolio: Über das Kompetenzportfolio werden die Kompetenzen, Interessen, Themen und Wünsche der Kinder dokumentiert. Das Kompetenzportfolio stellt eine Art Lerntagebuch dar, in dem ein Kind seine Geschichte dokumentiert. Das Portfolio wird von den Kindern geführt, die dabei von den Kita-Fachkräften unterstützt werden.
• Familienportfolio: Die Familien stellen über das Familienportfolio Informationen und Werke der Kinder bereit – es wird dokumentiert, womit sich das Kind außerhalb der Kita beschäftigt. Das Portfolio wechselt somit zwischen Familie und Kita hin und her und ist eine wichtige Arbeitsgrundlage im Rahmen der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Familien und Fachkräften.
• Vorstellungsportfolio: Das Vorstellungsportfolio dient der Vorstellung des Kindes bei Dritten, z. B. bei der Schulanmeldung. In ihm finden sich die wichtigsten Inhalte aus den anderen Portfolioarten. Das Vorstellungsportfolio wird für jeden Anlass von Fachkraft , Kind und Eltern neu zusammengestellt.

Was passiert in dieser Spielsituation? Welche Lernerfahrungen macht ein Kind? Wie verhält sich ein Kind im Kontakt mit anderen? Solche Fragen stehen bei den verschiedenen Methoden im Mittelpunkt. Das Vorgehen ist immer prozess- und stärkenorientiert.³

1. Beobachtungs-Mindmap: Ein recht einfache Methode, um Beobachtungen während des Alltags festzuhalten, ist es, eine sogenannte Bobachtungs-Mindmap zu erstellen: Schreiben Sie in die Mitte eines Blatts Papier (am besten DIN-A3) den Namen des Kindes, in weiteren Kreisen die Spielbereiche, in denen sich das Kind gerne aufhält. Machen Sie sich dann (mit Datum) eine Notiz, mit wem, was und wie intensiv („Engagiertheit“⁴) es spielt.
2. Soziogramme: Auch hier stehen die Spielsituationen eines Kindes im Mittelpunkt. Bei einem Soziogramm geht es jedoch vor allem darum, die Spielkontakte zu anderen Kindern grafisch (mit Linien oder Pfeilen) darzustellen. Mit verschiedenen Farben oder Pfeilen können hier die unterschiedlichen Arten der Kontaktaufnahme notiert werden.
3. Beobachtungsprotokolle: Dies ist ein klassisches Vorgehen, um eine beobachtete Szene zu schildern. Solche Protokolle können später gut als Beobachtungsbriefe umgeschrieben werden. Ein Beobachtungsprotokolle enthält folgende Informationen:
   • Name Kind
   • Ort
   • Zeitpunkt
   • Handlungsverlauf der beobachteten Situation
   • Spielpartner:innen
   • Wörtliche Aussagen des Kinds: Dialoge mit anderen Kindern, Gespräch mit Fachkraft
   • Datum, Uhrzeit, Name Fachkraft
4. Zettelsammlung: Notieren Sie auf kleinen Karteikarten oder Zetteln beobachtete Szenen mit Stichworten oder Halbsätzen. Denken Sie daran, auch immer den Namen des Kindes und das Datum dazuzuschreiben. Nach etwa einem Monat können Sie die Notizsammlung nutzen, um im Kleinteam oder in einem Teammeeting darüber zu sprechen. Eine solche lose Sammlung kann auch die Grundlage für einen späteren Beobachtungsbrief sein.
5. Beobachtungsbox/Stärkenbox: Auch hier wird monatsweise auf losen Zetteln oder Karteikarten gesammelt, was bei den Beobachtungen auffällt. Doch legen Sie hier den Schwerpunkt auf die kindliche Fähigkeiten: In welcher Spielsituation ist das Kita-Kid besonders engagiert? Was kann es besonders gut?
   Die Vorteile dieser Methode:
   • Sie legt den Fokus auf die Stärken des Kindes.
   • Partizipation erwünscht: Kinder „schreiben“ und malen für sich selbst und andere Stärken auf. Hilfreich ist es hier, gemeinsam mit ihnen ein Sortiersystem zu finden (zum Beispiel Foto des Kindes auf erstem Registerblatt).
   • Sie sind tolle Gesprächsanlässe: Die Kinder erzählen, was sie aufgemalt haben und die Fachkräfte berichten von ihren Beobachtungen.
   • Sie bietet einen leichten Einstieg in das Gespräch mit Eltern.
6. Briefe an die Kinder/Beobachtungsbriefe: In vielen Kitas sind solche Briefe an die Kinder üblich. Fassen Sie die beobachten Szenen, die Sie sich zuvor stichwortartig notiert haben (siehe oben) nun strukturiert und in einfachen Worten in einem Brief zusammen. Die Briefe werden mit Zeichnungen und Fotos ergänzt.
   Ein Beobachtungsbrief enthält:
   • Anrede und Name des Kindes (in Großbuchstaben)
   • Einführung (Kontextbeschreibung: Ort, Situation)
   • Beschreibung der beobachteten Szene (konkret) mit Aussagen des Kindes, Dialoge mit Fachkraft oder den anderen Kindern
   • Wertschätzende Einschätzung
   • Datum, Name der Verfasser:in
7. Gesprächsprotokolle: Was interessiert ein Kind? Woran hat es besonderen Spaß? Genau solche Situationen sind ein guter Anlass, um mit den Kindern das Gespräch zu suchen. Im Dialog offenbaren die Kinder ihre Gedanken und Gefühle. Notieren Sie sich solche Unterhaltungen oder nehmen Sie sie mit einem Aufnahmegerät (siehe Datenschutz) auf. Anschließend wird der Dialog in einem Gesprächsprotokoll dokumentiert.
8. Gruppendokumentation: Ob analog mit einer Wanddokumentation oder digital mit Fotos und Videos – bei den Gruppendokumentationen nehmen Sie vor allem Gruppenprozesse in den Fokus und festlegen, was ihnen bei der Materialzusammenstellung wichtig ist. Auch hier beteiligen sich die Kinder aktiv, in dem sie Fotos und Zeichnungen anfertigen. Eine solche Art der Dokumentation regt alle dazu an, sich über einen (Entscheidungs-)Prozess, ein Erlebnis (Ausflug) und Verläufe (Projekte) auszutauschen.

Zunächst einmal gehört die Dokumentation zur pädagogischen Arbeit in Kitas. Im Aufnahmegespräch und im Betreuungsvertrag sollte daher darauf aufmerksam gemacht werden, dass:

• in der Kita Foto- und Videoaufnahmen gemacht werden,
• die Aufnahmen nur für den internen Gebrauch bestimmt sind,
• onicht verwendete Aufnahmen gelöscht werden,
• Kinder und Erziehungsberechtigte das Recht haben, ihr Portfolio einzusehen und Fotos entfernen zu lassen.⁵

Nichtsdestotrotz gilt auch in der Kita das Recht am eigenen Bild. Fragen Sie also die Kinder, ob sie fotografiert, aufgenommen oder gefilmt werden möchten. Denken Sie auch an die Wahrung des Persönlichkeitsrechts, das heißt die höchstpersönlichen Lebensbereiche eines Kindes dürfen nicht verletzt (z. B. Aufnahmen vom Toilettengang) werden.

Offene Aufbewahrung von Portfolios im Gruppenraum: Es ist sinnvoll, dass die Kinder jederzeit auf ihr eigene Portfolio-Dokumentation zugreifen können, um sie auch den anderen in der Gruppe zeigen zu können. Holen sich dafür ebenfalls (z. B. im Betreuungsvertrag) eine Einwilligung der Erziehungsberechtigten ein. Sollen Eltern damit nicht einverstanden sein, müssen Sie das Portfolio des betroffenen Kindes verschlossen aufbewahren.⁶

Nutzung von Kita-Apps: Bei der Auswahl und Entscheidung, welche App für die Dokumentation in der Kita genutzt werden soll, sollten Leitungen insbesondere auf folgende Punkte in den Datenschutzerklärungen der Anbieter⁷ achten:

• Wo werden die Daten gespeichert (Server-Ort)?
• Was passiert mit gesammelten Daten?
• Mit wem werden Daten geteilt?
• Wozu werden Daten genutzt?

„Bildungsdokumentation und Partizipation können zu sich gegenseitig stützenden Elementen der pädagogischen Arbeit werden: Partizipation kann durch Bildungsdokumentation vorangebracht werden, zugleich kann die Qualität der Dokumentation durch Partizipation von Kindern gesteigert werden“⁸, fasst Helen Knauf, Professorin für Frühkindliche Bildung am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Fulda, die Vorteile der partizipatorischen Dokumentationsarbeit für Kitas zusammen.

Wenn Kinder die Möglichkeit bekommen, selbst zu dokumentieren, ist dies eine Riesenchance für alle Beteiligten⁹:

• Fachkräfte bekommen unvermittelt Einblick in das Erleben und Denken der Kinder.
• Kinder lernen, ihre eigenen Wünsche und ihr Können zu reflektieren und zu verbalisieren („Schau mal, hier habe ich …“).
• Kinder lernen sich selbst besser kennen („Das mag ich“, „das kann ich gut“, „das sind meine Freunde“ …).
• Kinder nehmen bewusster wahr, wann und wie sie lernen. Sie lernen, zu lernen („lernmethodische Kompetenz“).
• Kinder üben sich im Umgang mit der digitalen Kamera und Aufnahmegerät.