Kinder, Klang und Orff-InstrumenteIm Musik-Kaufladen

Durch die spielerisch inszenierte Rahmenhandlung eines Musikladens können Kinder Instrumente jeglicher Art und Herkunft kennenlernen, erkunden und vergleichen: eine tolle Einführung, die allen Spaß macht.

In der elementaren musikalischen Arbeit mit Kindern geht es unter anderem darum, Gestaltungsprozesse anzuregen – mit und in Bewegung, mit der Stimme und Sprache und mit Instrumenten. Im Allgemeinen sind es die sogenannten Orff-Instrumente, die zum Einsatz kommen, sei es zur Begleitung einer Bewegungsfolge oder eines Liedes, für ein kleines Klangspiel oder in einer klingenden Geschichte. Doch all diese Wege der Erfindungslust und Formgebung setzen Kenntnisse über Klangeigenschaften, Spielweise und Handhabung der Instrumente, sprich den selbstverständlichen Umgang mit ihnen voraus. Was auch immer in der jeweiligen Einrichtung an geräuschvollem und musikalisch ergiebigem Material vorhanden ist, kann in den nachfolgenden Spielablauf mit einbezogen werden

Der Musikladen wird aufgebaut

Mit Hilfe von Tischen, Bänken, Stühlen, Reifen, Seilen, Tüchern (und etlichem vor Ort vorgefundenen Material) lässt sich gemeinsam mit den Kindern das entsprechende und ansprechende Mobiliar zusammenstellen. Doch welche Instrumente gehören zusammen und können „Familien“ bilden, so dass sie im Geschäft nebeneinander liegen oder stehen? Soll die Größe des Instruments, sein Klangvolumen oder seine Klangfarbe wie Holz, Fell und Metall das entscheidende Merkmal sein? Bereits aus diesen Fragestellungen entwickeln sich die ersten Untersuchungen: Die Kinder werden mit eigenen Händen die Rauheit eines Trommelfells, die Kälte und Riffelung eines Beckens und die glatte und wärmere Oberfläche einer Holzblocktrommel überprüfen wollen; und mit eigenen Ohren, wenn es darum geht, dem eher dumpfen und sonoren Klang, dem hellen und nachklingenden „Klangschweif“, dem kurzen und trockenen Ton von Vertretern aus den „Familien Fell, Metall und Holz“ zu lauschen und diese mit- und untereinander zu vergleichen. Nun sind auf diese Weise nicht alle Instrumente zuzuordnen; manche bestehen aus einem anderen Material oder gleich aus zwei. Denkbar wäre somit auch die Art der Tonerzeugung zum bestimmenden Kriterium zu machen und damit neuerliche Erwägungen auszulösen: Instrumente werden angeschlagen, angeblasen, angestrichen, geschüttelt, mit der Hand oder mit Schlägeln bespielt … Ist die Zeit jedoch knapp oder das Interesse hierfür „aufgebraucht“, werden wohl am ehesten die drei Familien „Fell, Metall und Holz“ übrig bleiben, flankiert von einer vierten Rubrik „Sonstiges“. In jedem Fall hat man erreicht, dass Kinder wie nebenbei alle Instrumente benannt, angespielt und angehört haben

 „Sie wünschen …?“

Im ersten Durchgang des Verkaufsspiels übernimmt die Erzieherin die Rolle des Kunden. Ihre Wünsche sind Impulse, die die Kinder in der Rolle des Verkäufers zum Erkunden und Anspielen, zum Explorieren und Vergleichen, zum Anbieten und Ausprobieren anregen sollen. Insofern ist man gut beraten, schon in der Vorbereitung einen Fragenkatalog zurechtgelegt zu haben. Und dann kann es losgehen mit dem eigentlichen Spiel. Zunächst kann sich der „Kunde“ (sprich die Erzieherin) mit einfachen Fragen begnügen, z.B.: 

  • ob „man mal da hinten diese Trommel ausprobieren dürfe?“ und ein kleines rhythmisches Stück darauf spielen, den prächtigen Klang loben,
  • ob „der Verkäufer bitteschön sagen könne, wie dieses Instrument hier vorne wohl heißt?“ und hierbei eines auswählen, von dem anzunehmen ist, dass es den richtigen Namen bekommt,
  • ob „einem gezeigt werden könne, wie dieses Instrument zu halten und zu spielen sei?“ und sich dabei ein wenig ungeschickt anstellen, so dass wirklich Hilfestellung nötig wird,
  • ob „der Laden auch Holzblockzimbeln oder so etwas im Sortiment habe?“ oder ein anderes schwieriges Kauderwelschwort schaffen, um sich dann eines Besseren belehren zu lassen,
  • ob „der Verkäufer vielleicht bereit sei, den Klang dieses Instruments da vorzuführen?“ und sich herzlich für dieses interessante Hörerlebnis bedanken,
  • ob „man Unterschiede in der Benutzung der verschiedenen Schlägel aus Holz, Fell, Watte, Gummi und Filz hören könne?“ und staunen, wie sehr doch das jeweilige Material den Klang beeinflusst – lauter Fragen also, die ein Benennen, Anspielen, Vormachen und Vergleichen seitens der Kinder auslösen. Die Spielfreude wird es auch mit sich bringen, dass sich solche kleinen Verkaufsszenen erweitern und ausgeschmückt werden, indem von Begleitumständen erzählt wird, weshalb man sich für das eine oder andere Instrument interessiert und warum man es gerne erwerben möchte. Vielleicht soll es ja ein Geschenk, die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches oder gar die Neuerwerbung für die KiTa sein? Im musikpädagogischen Eifer darf allerdings nicht vergessen werden, dass mindestens ein Erfolgserlebnis daraus hervorgehen sollte. Nach einigem Hin und Her wird sich die Kundin entscheiden müssen, einem oder zwei Instrumenten den Vorzug zu geben und – endlich! – auch zu kaufen. Das Gewünschte einwickeln zu lassen, zu bezahlen und beschwingt nach Hause zu gehen, bildet den Abschluss der ersten Phase.

 „Ich suche …“

Sobald sich dieses Einkaufs- und Verkaufsspiel etabliert hat (und damit für Fragen und Antworten genügend Ideen gesammelt wurden), können die Rollen flexibel gehandhabt werden. Wer weiß, mit welch pfiffigen Einfällen die Kinder dann weiterspielen? Sicher ist es ratsam, dass hinter der Theke auch noch einige Kinder aushelfen – für den Fall, dass der Andrang zu groß wird. Wenn viele Kinder mitmachen wollen, könnte man die Szene mit der „Einrichtung“ einer Ladenglocke, mit der Anstellung eines Lageristen, eines Botenjungens, eines Kassierers oder eines Verpackungskünstlers bereichern und der Kundin weitere Interessenten zur Seite stellen. Schließlich wird angefragt, ob das Musikgeschäft willens sei, aus seinem Bestand einige Instrumente für ein kleines Orchester auszuleihen, damit sie mal alle zusammen spielen und klingen können. Die Kinder versammeln sich mit ihrem entweder gekauften oder entliehenen Instrument im Kreis, die Erzieherin hebt wie ein Dirigent die Arme und gibt den Einsatz. Alle müssen genau hinschauen und an ihren Händen „ablesen“, ob ein leises oder lautes, ein schnelles oder langsames, ein pausenreiches oder gar solistisches Musizieren angezeigt wird. Allmählich wird es immer leiser, vielleicht auch dadurch, dass ein Instrument nach dem anderen mit dem Spielen aufhört. Wenn nur noch ein einzelner Triangelschlag anklingt und verebbt, ist das Konzert zu Ende. Zum Abschluss wird alles an Ort und Stelle gebracht, im Musikgeschäft aufgeräumt und jedes Instrument für den morgigen Tag zurechtgelegt. Bevor der Laden abgeschlossen wird, wird noch ein großes Tuch über die Instrumente gebreitet – zum Schutz und damit sie nicht einstauben.

Auch ausgefallene Wünsche werden erfüllt

Hält die Spielfreude an und verlangen die Kinder nach einer Wiederholung und Fortsetzung, so kann man auch ausgefallenere Anliegen „einarbeiten“. Das so vielfarbige Orff-Instrumentarium hat deutlich unterscheidbare Schalleigenschaften und spürbare Klangwirkungen; es bringt, will man die Klänge in Worte fassen, Assoziationen und Lautmalerei zum Vorschein. Daran orientieren sich die weitergehenden und anspruchsvolleren Vorschläge; sie richten sich jetzt vermehrt an die Fantasie und Kreativität der Kinder. Deshalb: Was wird nicht alles von den Verkäufern erwartet! Sie sollen das Instrument herausfinden und verkaufen,

  • welches „möglichst lange nachklingt“. Und schon ist ein Wettbewerb aller Metall-Instrumente im Gang, der die Geduld des Abwartens erfordert, bis sich herausstellt, dass die Klangschale (oder der Gong oder das Becken) den Sieg davon trägt,
  • welches „jetzt im Gegenteil kurze und trockene Töne hervorbringt, die kaum angeschlagen auch schon wieder weghuschen“. Hierin sind alle hölzernen Instrumente unschlagbar und klingen gleichermaßen kurz,
  • welches „auch nach Regen klingen kann, erst ein Tröpfeln und Nieseln, dann ein Rauschen und Prasseln“. Die Kundin wird dabei zur Verdeutlichung ihre Hände auf einer (imaginären) Trommel spielen lassen, so dass die Wahl bald auf dieses so variabel zu spielende Instrument fallen wird,
  • welches „so ähnlich wie das Hämmern eines Spechtes klingt“. Das wird zur Folge haben, dass alle Holz-Instrumente des kleinen Schlagwerks angeklopft werden, man Holzblocktrommel oder Klanghölzer in Erwägung zieht,
  • welches „’tsch-tsch-tsch’ machen kann“. Diese vage Formulierung ergibt viele Spielvorschläge, z.B. die Perlen der Kürbisrassel, der Jazzbesen auf dem Becken oder die Handfläche auf dem Trommelfell,
  • welches „am besten Geister oder Waldungeheuer, so richtig schaurig, spielen könnte“. Wer einen Waldteufel im Sortiment hat, wird natürlich diesen anbieten; ersatzweise lässt sich auch mit leisem Kugelrasseln oder einer langsam auf und ab ziehenden Lotusflöte diese Atmosphäre erzeugen,
  • welches „erschreckend lauten Krach macht, so dass man sich am liebsten die Ohren zuhalten möchte, “. Die Ratsche oder Rätsche, die man dabei in den Blick nimmt, kann wirklich nur aus einigem Abstand gespielt werden; sie ist einfach ohrenbetäubend,
  • welches „zarte, schmeichelnde Klänge hervorbringt, sodass unsere Ohren sich erholen können“. Vielleicht findet man dabei heraus, dass man grundsätzlich (fast) jedem Instrument sanfte Töne entlocken kann, vorausgesetzt man behandelt es sachte. Die letzte Frage ergäbe wiederum ein musikalisches „Schlusswort“: Reihum im Kreis spielen sich die Instrumente feine und filigrane Klänge zu, zuletzt der Regenmacher, bis auch sein Rieseln ein Ende hat.

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