Alle Bildungspläne oder Bildungsempfehlungen der Länder fordern professionelle Beobachtung und Dokumentation als Grundlage für die Unterstützung und Begleitung der Bildungsprozesse des Kindes (vgl. „Praxis Beobachtung“ S. 9).
In der Praxis der Kitas wurden schon immer die Kinder in ihren Entwicklungsprozessen von den betreuenden und begleitenden Erwachsenen beobachtet. Beobachtung stellt quasi eine selbstverständliche Grundlage für das pädagogische Handeln dar und war und ist pädagogischen Fachkräften vertraut. Durch den Zuwachs an Bedeutung und die gestiegenen Anforderungen im Bereich der frühkindlichen Bildung ist nun aber berechtigterweise auch der Bedarf nach systematischen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren gestiegen. Die Nachfrage führte zu vermehrter Forschung und dem Entstehen verschiedenster Verfahren. Viele Teams stehen vor der Frage, welches Ziel für sie bei der Beobachtung der Kinder Priorität hat, welches Instrument für sie geeignet ist und wie sie die regelmäßige Beobachtung der Kinder in den Alltag integrieren können. Viele haben Fortbildungen und Schulungen zu einem bestimmten Verfahren erhalten, andere sind mehr zufällig zu ihrer Auswahl gekommen, weil dieses beispielsweise verfügbar war. Es ist richtig und wichtig, dass Teams sich immer wieder der Frage stellen, ob das ausgewählte Instrument (noch) zu ihnen passt, ob alle damit klarkommen, wie sie sich damit weiterentwickeln können oder ob sie nach einem anderen Verfahren Ausschau halten sollten. Für den fachlichen Austausch ist es – ganz abgesehen davon – gut, einen gewissen Überblick über die gängigsten Instrumente zu haben.
Wie kann man sich einen Überblick verschaffen?
Die Menge sowie Unterschiedlichkeit in Ziel und Herangehensweise machen es schwer, sich einen Überblick über die vorliegenden Verfahren zu verschaffen. Die folgende Matrix versucht diesen Überblick zu erleichtern. Die aufgeführten Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren sind dabei notwendigerweise das Ergebnis eines Auswahlprozesses. Die gesamte Vielfalt existierender – manchmal in den Kitas selbst entwickelter – Verfahren aufzuzeigen, ist schlicht unmöglich.
Es wurden folgende Auswahlkriterien für die nachfolgend vorgestellten Verfahren genutzt:
- Verfahren, deren „Aufgaben“ einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten
- Verfahren, die überregional ihren Einsatz finden
- Verfahren, die nicht nur auf die Bildungsleitlinien eines Bundeslandes zugeschnitten sind
- Verfahren, die klassische Vertreter ihrer Gruppe sind
- Verfahren, die von Erzieherinnen in der Kita durchgeführt werden können (nicht von anderen Berufsgruppen, wie Heilpädagoginnen, Psychologen o. ä.)
- Verfahren, die nicht nur einen Entwicklungsbereich abdecken (wie z.B. SELDAK und SISMIK für den Bereich Sprachentwicklung)
- Verfahren, die den Beobachtungsfokus auf das einzelne Kind richten, nicht auf Gruppenstrukturen oder -prozesse
Einige Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren der folgenden Matrix lassen sich miteinander kombinieren. So kann beispielsweise die Portfolio-Arbeit durch ein Verfahren, das den Entwicklungsstand einzelner Kinder in den Fokus nimmt, ergänzt werden.
Ziel der Matrix ist es, das Spektrum der unterschiedlichen Ziele, Inhalte und Formen der Verfahren annähernd neutral aufzuzeigen und aus jeder Gruppe mindestens einen klassischen Vertreter darzustellen. Pädagogischen Fachkräften wird es damit erleichtert, sich gezielt für das eine oder mehrere Verfahren in ihrer Einrichtung zu entscheiden.
In einem gemeinsamen Prozess kann das Team klären, welches Verfahren zur Pädagogik der eigenen Einrichtung passt und welches die pädagogische Arbeit in der Kindertageseinrichtung ergänzt und unterstützt.
Die gängigsten Verfahren zum Beobachten und Dokumentieren von Entwicklungs- und Bildungsprozessen auf einen Blick