Der wöchentliche Besuch im Martha-Fackler-Heim, einem nahegelegenen Alten- und Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt, steht an diesem Vormittag auf dem Programm der AWO-Kindertagesstätte Norsinger Weg. Es gibt keine feste Projektgruppe und keine Teilnahmepflicht, aber auch keinen Ausschluss von Kindern, die gerne einmal mitgehen möchten, um das Heim und die dortigen Bewohner kennenzulernen. Freiwilligkeit ist eines der Leitprinzipien dieses Projekts. Erfahrungsgemäß melden sich mehr Kinder als mitgehen können. „Ich gehe heute nicht mit, damit meine Schwester auch mal mit kann“, entscheidet eine Fünfjährige spontan. So macht sich die Gruppe von acht Kindern auf den Weg.
Vielleicht sei schon der Ausflug für sich genommen attraktiv für die Kinder, überlegt Ariane Appler, eine der pädagogischen Fachkräfte, die regelmäßig an den Begegnungen teilnimmt. „Die Kinder genießen den Weg durch den Park, über die Brücke, am neuen Spielplatz vorbei, der gerade gebaut wird und jede Woche ein bisschen fertiger wird, bis hin zu dem Pflegeheim, in dem sie schon erwartet werden.“ Auf geht die „Zaubertür“ (die barrierefreie Eingangstür mit automatischer Öffnung, die die Kinder sehr lieben), dann durch die Flure des Heimes, in denen sie schon bekannt sind und von Pflegekräften, Bewohnerinnen und Angehörigen begrüßt werden. „Ihr könnt eure Jacken dort auf die Bank legen“, sagt eine neue Mitarbeiterin des Heims. „Wissen wir doch“, entgegnet Samuel, einer der Jungen, der schon oft dabei war. Er begrüßt erst einmal die Fische im Aquarium, schaut nach, ob sein großer schwarzer Lieblingsfisch noch da ist. Dann zieht er Jacke und Stiefel aus und geht zu einem Tisch, an dem bereits fünf Bewohnerinnen erwartungsvoll sitzen. Die meisten von ihnen sind weit über 80, viele von ihnen sitzen im Rollstuhl und sind auf dauerhafte Pflege angewiesen. Sie haben sich vorbereitet und wissen seit dem frühen Morgen von ihren Betreuerinnen, dass heute die Kinder wieder kommen.
Auch hier im Pflegeheim gibt es bereits eine feste Gruppe von Bewohnerinnen, die seit dem Start des Projekts im November 2011 immer dabei sind. Ob es ihnen an diesem Tag gut geht oder eher nicht, die Kinder wollen sie nicht verpassen. Immer wieder kommen auch neue Bewohnerinnen dazu, die zunächst im hinteren Teil des Gemeinschaftsraumes bleiben und erst einmal zuschauen. Die meisten von ihnen kommen auch das nächste Mal wieder. „Es werden immer mehr. Und es ist schön zu sehen, dass sie auch länger bleiben. Und wir müssen sogar aufpassen, dass auch alle aktiv an den Begegnungen teilhaben können, wenn sie möchten. Sonst hören wir später ,wir waren nur in der zweiten Reihe, wir konnten gar nicht mitmachen‘“, berichtet Regina Killius. Sie ist Alltagsbegleiterin und führt mit ihrer Kollegin Dagmar Eichner regelmäßig die Begegnungen aufseiten des Heimes durch.
Sich gegenseitig zuschauen und gemeinsam etwas schaffen
Mit Worten verständigen kann sich Herr W. kaum. Nach dem Schlaganfall ist die Stimme sehr schwach. Aber er schaut genau, was die Kinder machen, nimmt die Faschingsmaske, die sie ihm geben, und fängt an, sie zu bemalen. Wenn er den Stift einem Kind zurückgibt, bekommt er eine neue Farbe. „Du kannst ihn auch fragen, welchen Stift er haben möchte“, schlägt die Erzieherin vor. Das Mädchen fragt: „Blau?“ und holt den blauen Stift aus der Schachtel. Herr W. lächelt und nickt. Das Mädchen legt ihm den Stift hin, als er nicht zugreift, schiebt sie den Stift vorsichtig in seine Hand. Er malt. Diese Form der Kommunikation zwischen Jung und Alt ist aufmerksam und behutsam zugleich. Vielleicht ist es diese stille Intensität, die auch für die Kinder etwas Besonderes ist. Neben einem oftmals sehr schnellen, trubeligen Alltag in der Kindertagesstätte und zu Hause. Hier hat man Zeit und macht etwas gemeinsam - jeder auf seine eigene Art. Die Kinder beobachten die alten Menschen ganz genau. Schauen sich genau die Hände, Finger, Gesichter, Augen, Münder und Zähne an. Bemerken, was die Menschen an Unterstützung brauchen. Stellen schnell fest, wenn sie nicht alleine laufen, aufstehen, essen oder trinken können. Schauen sich genau an, was die anderen Erwachsenen, die Betreuerinnen und Erzieherinnen tun, um sie zu unterstützen. Und nehmen hier und da auch eine Unterstützerrolle ein. Wenn Herr W. beispielsweise einen Stift nicht nehmen kann oder Frau T. nicht an das Glas vor ihr auf dem Tisch herankommt und das Kind bittet, es ihr zu geben.
Das Projekt in Stichworten
Begegnungen - Gestützte Begegnungen zwischen Hochaltrigen und Vorschulkindern zur Verbesserung von Lebensqualität und sozialer Teilhabe
Projektlaufzeit: 1. August 2011 - 31. Juli 2014
Projektförderung: Das Projekt „Begegnungen“ wird im Rahmen der Förderrichtlinie „Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter“ (SILQUAFH) 2011 im Rahmen des Programms „Forschung an Fachhochschulen“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Projektleitung: Prof. Dr. Dörte Weltzien, Zentrum für Kinder- und Jugendforschung, EH Freiburg; Prof. Dr. Thomas Klie, AGP, EH Freiburg
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen:
Maike Rönnau-Böse, roennau-boese@eh-freiburg.de, Tel. 0761/47812-24;
Susanne Hartmann, suhartmann@eh-freiburg.de, Tel. 0761/47812-634
Praxispartner: Praxispartner sind die Kindertagesstätte Norsinger Weg und das Martha-Fackler-Heim der AWO Freiburg (luithardt@awo-freiburg. de), die Kita Pfiffikus und der St. Nikolai-Spitalfonds in Waldkirch
(mueller@stadt-waldkirch.de) sowie das Familienzentrum Kita Wiesengrün und die WOGE, Wohngruppe für Menschen mit Demenz der Diakonie Freiburg (kohlergern@ diakonie-freiburg.de).
Weitere Informationen unter www.intergenerative-begegnungen.de
Altsein ins Spiel umsetzen
Nach etwa einer Stunde geht es wieder zurück in die Kindertagesstätte. Zur „Zaubertür“ hinaus, am Spielplatz vorbei, durch den Park zurück in ihre Kita. Die Kinder planen, dass sie auf dem Spielplatz ein Fest machen möchten, wenn er endlich fertig ist. Und vielleicht können die Bewohnerinnen dann auch zum Spielplatz kommen? „Ja, aber dann müssen die Besitzer vom Heim auch mitkommen, weil die können ja nicht mehr alleine laufen“, so die Antwort der Kinder. Sie entwickeln immer wieder neue Ideen, was sie gemeinsam mit den alten Menschen machen könnten. Enten füttern vielleicht. Oder ein Eis essen gehen. Oder Seifenblasen machen. „Neulich haben die Kinder Altenheim gespielt und sich als Team aufgeteilt. Ich sollte eine alte Frau sein“, erzählt die Frühpädagogin Ariane Appler. „Eines war für die Massage zuständig, das andere hat den Arm hochgehoben. Dann wurde der Rücken massiert. Sie haben ein Buch vom Sprachtraining aus dem Regal geholt, weil alte Menschen nicht mehr so gut sprechen können, und Reime mit mir geübt. ,Sag mal 10 Fische. Nicht Tische. Fische!‘ Schließlich haben mir die Kinder geholfen, aufzustehen. Ganz achtsam sind sie mit mir umgegangen.“ Für die Fachkraft war es eine beeindruckende Leistung der Kinder, ihre Erfahrungen und Vorstellungen vom Alter im Spiel umzusetzen. Es zeigt ihrer Einschätzung nach, wie sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Umgang mit alten Menschen verarbeiten und vergrößern.
Die besondere Rolle der beteiligten Teams
Das Projekt wird getragen von dem großen Engagement der beteiligten Kita-Fachkräfte und den Mitarbeiterinnen des Pflegeheims. Sie sorgen gemeinsam für die praktische Umsetzung des Forschungsprojekts, planen jede Woche neue Begegnungen, tragen ihre Ideen, Materialien und Kompetenzen zusammen, sorgen zuverlässig und verantwortungsvoll für ein Gelingen der Begegnungen und gehen - dies ist sicherlich ein Erfolgsfaktor in diesem Team - wertschätzend, zugewandt und mit gegenseitigem Respekt vor der jeweiligen Fachlichkeit der anderen Teams miteinander um. „Wir können viel voneinander lernen“, so die übereinstimmende Einschätzung der beteiligten Teams im Projekt. „Wir haben gemerkt, dass die Begegnungen nicht zu lang sein dürfen. Maximal eine Stunde. Das reicht. Dann passt es nicht mehr zusammen. Lieber kürzer, aber regelmäßig“, ist eine Erfahrung nach den ersten Projektwochen.
Ohne Ressourcen geht es nicht
Die Begegnungen brauchen gute Strukturen und eine solide Basis. „Selbst wenn ich ein Angebot wie ,Tanzen im Sitzen‘ durchführe, für das ich qualifiziert bin, muss ich es noch einmal anders vorbereiten, wenn Kinder dabei sind. Wir müssen mindestens zu zweit sein, damit wir den Bewohnerinnen gerecht werden können. Denn es kann immer sein, dass jemand zurück in sein Zimmer möchte oder besondere Aufmerksamkeit braucht und wenn man dann alleine wäre, kann man die entspannte Atmosphäre, die so wichtig für die Begegnungen ist, nicht halten. Glücklicherweise waren wir bis jetzt zu zweit, aber wenn Krankheiten oder Urlaub dazu kommen, wird es schon eng“, so eine Mitarbeiterin des Pflegeheims. Das Projekt wird von Trägerseite unterstützt, auch dies ist sicherlich eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen. „Aber wir könnten auch noch ehrenamtliche Kräfte gebrauchen, zum Beispiel für Ausflüge. Da brauchen wir eigentlich eine 1:1-Relation. Vielleicht können wir auch Angehörige gewinnen, uns zu unterstützen. Das Interesse ist schon da.“ Auch in der Kindertagesstätte müssen die Kräfte gut eingeteilt werden. „Uns ist das wichtig, dass wir für die Kinder ein fester Bezugspunkt sind, daher versuchen wir immer, aus allen drei Gruppen unserer Einrichtung vertreten zu sein. Dieses Engagement wird von dem ganzen Team getragen und unterstützt.“
Begegnungen zwischen den Generationen sind Bildungsgelegenheiten pur
Die wissenschaftliche Begleitung läuft während der gesamten Projektdauer über drei Jahre. Mögliche Effekte auf die sozialen und emotionalen Kompetenzen der Kinder, auf ihr Selbstwertgefühl und Selbstkonzept können erst im Vorher-Nachher- Vergleich erkannt werden. Aus den teilnehmenden Beobachtungen und ersten videogestützten Analysen der Interaktionen zwischen Kindern und Bewohnerinnen lässt sich aber bereits erkennen, dass die Kinder Wohlbefinden und Engagiertheit in den Begegnungen zeigen - eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Lernen stattfindet. Die Kinder können viel über sich und andere in diesen Begegnungen lernen. Sie entdecken das Leben in einem hohen Alter von 80 oder 90 Jahren mit all seinen Facetten, das für viele von ihnen aus dem eigenen privaten Umfeld wenig bekannt ist. Sie stellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Jung und Alt fest und nehmen sich selbst als kompetente Partner war, die sprechen, laufen, auf Bänke klettern und sich unter Tischen verstecken und Spiele erfinden können, die den alten Menschen Spaß machen. In einer der letzten Begegnungen brachten die Kinder ihre Lieblingsbücher mit und zeigten sie den Bewohnerinnen. Sie kamen ins Gespräch über Reisen, ferne Länder und Ozeane, gaben ihr Expertenwissen über riesige Wale und springende Delfine weiter, erzählten Geschichten von Prinzessinnen und Drachen. Die Bewohnerinnen schauten sich die Bücher genau an, staunten über die Suchund Klappbilder in den Büchern und entdeckten mit den Kindern gemeinsam Neues. „So etwas gab es früher nicht. Wir hatten keine so tollen bunten Bücher. Aber wir hatten Märchen, die unsere Eltern uns erzählten. Und wir kannten die Geschichten von Max und Moritz“, erzählte eine 90-jährige Dame.
Es war erstaunlich, mit wie viel Ausdauer die Kinder von Tisch zu Tisch gingen und jedem einzelnen Bewohner ihre Bücher zeigten. Und wenn die Kinder an den nächsten Tisch gegangen waren, schauten sich die Bewohnerinnen die Bücher selbst noch einmal an, ganz in Ruhe. In dieser Begegnung lernten zwei Kinder, dass das Altsein voller Überraschungen sein kann: Eine alte Dame, mit der sie zusammen ein Buch angeschaut hatten, las plötzlich etwas daraus vor. „Kannst Du noch lesen?“, fragen sie überrascht. Das hatten sie nicht erwartet. Und die Dame antwortete lachend: „Ja, noch ohne Brille!“
Kollegialer Austausch in der Kita
In der wöchentlichen Teamsitzung der AWO-Kita Norsinger Weg steht das Projekt „Begegnungen“ auf der Tagesordnung. Die Erzieherinnen der dreigruppigen Ganztageseinrichtung mit Plätzen für Kinder von ein bis sechs Jahren haben sich dazu im Mitarbeiterzimmer versammelt. Die Leiterin moderiert die Sitzung und fasst die Rahmendaten des Projekts für alle zusammen. Eine der Erzieherinnen, die das Projekt als feste Bezugsperson begleitet, berichtet: „Zuerst war es ungewohnt für uns. Wir Erwachsene hatten anfangs schon Berührungsängste mit den alten Menschen, da das ja etwas völlig Neues für uns war. Auch die Kinder waren am Anfang etwas zurückhaltend. Wir mussten uns alle erst einmal kennenlernen. Vorsichtig begannen erste Gespräche zwischen den Kindern und den Bewohnern. Die gemeinsam durchgeführten Angebote haben uns dabei sehr geholfen. Mit jedem Besuch wurde es aber vertrauter. Mittlerweile ist es ganz normal, dass wir die Bewohner des Heims besuchen. Man kennt sich, begrüßt sich herzlich, spricht sich mit dem Namen an, tauscht sich über Neuigkeiten aus und hat richtig Spaß miteinander.“ Einer Kollegin, die das Projekt nicht aktiv begleitet, ist aufgefallen, dass jede Woche ein großer Andrang bei den Kindern ist, wenn es darum geht, welches Kind mit ins Altenheim geht. Jeder will mit, daher lässt sie das Los entscheiden. Eine Erzieherin fügt hinzu, dass die Kinder zurück im Kindergarten stolz von ihren Erlebnissen erzählen. „Zu Beginn war ich skeptisch“, berichtet eine weitere Erzieherin. „Ich fand den personellen Aufwand von drei Erzieherinnen, den das Projekt mit sich bringt, sehr hoch. Immerhin gehen bei jedem Besuch ja nur 8-10 Kinder mit. Seit gestern hat sich meine Meinung geändert. Als ich am Nachmittag durch den Park beim Altenheim in Richtung Geschäftsstelle ging, lief ich an einer alten Frau, die im Rollstuhl saß vorbei. Sie wurde von einer Person begleitet und ich hörte wie die alte Frau sagte: ,Heute Morgen waren die Kinder aus dem Kindergarten wieder da. Da war ein ganz liebes Mädchen dabei, die hat so schön mit mir geredet und meinen Arm gestreichelt. Die war so nett.‘ Dabei lächelte die alte Dame und ich war erstaunt, dass sie noch am Nachmittag von dem Besuch unserer Kinder sprach. Da hab ich gemerkt, dass das Projekt eine wichtige Erfahrung für die Kinder und die alten Menschen ist.“ Die Kita-Leiterin berichtet, dass sie bereits von mehreren Eltern angesprochen wurde. Vom Großteil der Eltern wird das Projekt befürwortet. Das Team der Kita Norsinger Weg ist sich einig, dass das Projekt einen Gewinn für alle Beteiligten darstellt.
Elternstimmen zum Projekt
„Ich finde das wirklich ein tolles Projekt! Die Großeltern meiner Tochter leben sehr weit weg und wir sehen sie nur selten. Ich denke, dass es wichtig ist, dass Kinder die Möglichkeit erhalten, alten Menschen zu begegnen und von ihnen zu lernen.“
„An diesem Tag ist eigentlich Sport im Kindergarten. Mein Sohn will aber meistens lieber mit ins Altenheim. Ich denke, das spricht für sich.“
„Wir haben eine ‚Leihoma‘ für unsere Tochter. Die Eltern meines Mannes und meine Eltern leben leider nicht mehr. Wir fanden es aber wichtig, dass unsere Tochter auch die Erfahrungen machen kann, die wir früher mit unseren Großeltern machen konnten. Mein Mann und ich begrüßen das Projekt sehr und möchten, dass unsere Tochter daran teilnimmt.“
„Zuerst hatte ich Bedenken. Aufgrund eines Erlebnisses ist mein Sohn etwas gehemmt im Umgang mit älteren Menschen, die eine Gehbehinderung haben. Ich hatte die Sorge, dass er durch die Teilnahme am Projekt unter Berührungsängsten leidet. Die Erzieherin hat mir versichert, dass die Teilnahme absolut freiwillig ist. Mein Sohn hat bereits dreimal an den Begegnungen teilgenommen. Er erzählt von seinen Erlebnissen mit den alten Menschen und ich bin davon sehr beeindruckt. Mittlerweile habe ich ein sehr gutes Gefühl und denke, dass das Projekt Brücken zwischen jungen und alten Menschen bauen kann.“
„Ich finde das Projekt eine spannende Sache. Soweit ich weiß, hat es bisher ein Projekt dieser Art in diesem Kindergarten noch nicht gegeben. Ich finde auch gut, dass wir Eltern mit unserer Meinung einbezogen werden. Es hat mich angeregt über das Alter und das Altwerden nachzudenken. Ich denke, dass das Projekt auch für die Menschen im Altenheim eine Bereicherung ist.“
Begegnungen - Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts
Ein erklärtes Ziel der Projektverantwortlichen ist es, dass alle Beteiligten von diesen Begegnungen profitieren sollen, daher werden die Kinder und Bewohnerinnen ebenso in die wissenschaftliche Begleitung des Projekts einbezogen wie die beteiligten Teams, Eltern und Angehörige.
Bei den Kindern wird im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung untersucht, wie sie die Begegnungen wahrnehmen. Mithilfe videogestützter Beobachtungen werden Interesse, Engagiertheit und Wohlbefinden der Kinder anhand von Einschätzskalen und eigens entwickelten Kriterienrastern überprüft. Auch wird in einem Pre-Post-Kontrollgruppendesign erhoben, ob und in welcher Weise die Begegnungen Effekte auf die sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder (Perspektivenübernahme, Empathiefähigkeit, Unterstützungsbereitschaft, Selbstkonzept) haben. Dazu werden erprobte Instrumente (u.a. PERIK, WET, SKF) eingesetzt. Darüber hinaus werden dialoggestützte Interviews mit den Kindern zu Beginn und am Ende des Projekts durchgeführt, um Aufschluss über ihre Altersbilder und ihre subjektivbiografischen Erfahrungen mit dem Altsein und Altwerden zu bekommen. Dabei werden auch Rückschlüsse auf projektspezifische Kenntnisse und Fähigkeiten der Kinder gezogen.
Bei den Bewohnerinnen der Einrichtungen der Altenhilfe werden ebenfalls verschiedene Beobachtungs- und Einschätzverfahren eingesetzt, um mögliche Wirkungen der Begegnungen mit den Kindern zu ermitteln. So werden Effekte der Begegnungen auf soziale Teilhabe und Lebensqualität (z. B. Kommunikation, Interaktion, Selbstkonzept, Lebenszufriedenheit) untersucht.
Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt betritt mit dieser systematischen Evaluation generationenübergreifender Projekte Neuland. Zwar gibt es bundesweit bereits viele Projekte für Jung und Alt, wissenschaftliche Begleitungen sind bei diesen Praxisprojekten aber sehr selten.