Medienpädagogische Anregungen (5)Sprechen & Schreiben

Kinder sehen Erwachsene schreiben und interessieren sich dafür, was und wie sie schreiben. Sie versuchen die Worte zu entziffern und imitieren das Schriftbild. Das Repertoire an bekannten Buchstaben wächst auch durch die Nutzung unterschiedlicher Medien.

Medien können als Werkzeuge eingesetzt werden, um die Auseinandersetzung mit Lauten und Buchstaben zu unterstützen, zum Sprechen und genauen Hinhören anzuregen, um Geschichten zu erzählen, aufzunehmen und die eigene Stimme zu hören.

Auf Buchstaben-Suche

Buchstaben begegnen den Kindern im Alltag überall. Sie können das Alphabet in der Umgebung suchen und mit dem Fotoapparat aufnehmen. Das kann zunächst der Anfangsbuchstabe des eigenen Namens, des Haustiers oder der Lieblingsmedienfigur sein. Die Suche kann auch ganz offen gestaltet werden: „Mal gucken, welche Buchstaben wir hier in der Gruppe, in der Kita, in der Umgebung finden!“ Nach und nach vervollständigt sich so die Sammlung, bis es schließlich heißt: „Jetzt fehlt uns nur noch das X und das Y!“ Fundgrube für seltenere Buchstaben sind zum Beispiel Autokennzeichen. Die Fundstücke können zu einer Buchstabengirlande, einer eigenen Anlauttabelle einem Alphabet-Poster zusammengestellt oder zu einem ABC-Star- Memory oder einem Buchstaben- Bingo weiter bearbeitet werden. Auch ein eigenes Bilder-Wörterbuch kann daraus hergestellt werden. Die fotografisch gesammelten Buchstaben werden zusammen am Computer in einem Ordner abgespeichert. Um alle Buchstaben in gleicher Größe auszudrucken, kann zum Beispiel der Druckassistent des Betriebssystems oder das kostenlose Bildbearbeitungsprogramm Picasa verwendet werden. Für ein Memory wird dann jedes Bild zweimal gedruckt. Der ausgedruckte Bogen wird zerschnitten und die einzelnen Karten laminiert.

ABC-Star-Memory

Wenn man die Kinder fragt, welche Medienfiguren sie am liebsten mögen und mit welchem Buchstaben deren Name beginnt, zeigt sich, wie engagiert die Kinder überlegen und aufzählen. Die Nachfrage, warum die Kinder diese oder jene Figur gerne mögen, woher sie sie kennen oder was die Figur erlebt, löst meist lebhafte Erzählungen aus. Es entstehen vielfältige Sprechanlässe, bei denen pädagogische Fachkräfte viel über die Kinder und ihre Themen und Interessen erfahren. Die Medienfiguren können gemalt oder abfotografiert werden. Für ein Memory- Spiel kombinieren die Kinder die Starbilder mit dem dazugehörigen fotografierten Buchstaben und legen die Paare umgedreht auf dem Tisch aus. Dabei ist es nicht notwendig, das ganze Alphabet mit Medienstars abzudecken, das wären unter Umständen zu viele Karten für die Kinder. Das ABC-Star-Memory wird wie ein normales Memory gespielt, nur dass eben zum Olchi das O oder zu Lillifee das L gesucht wird. Das Spiel kann vereinfacht werden, indem jedes Kind eine kleine Auswahl an Starkarten bekommt und aus der in der Mitte ausgelegten Buchstaben versucht, die Anfangsbuchstaben seines Stars ausfindig zu machen.

Buchstaben-Bingo

Für ein Buchstaben-Bingo wird zusätzlich zu den ausgedruckten Fotobuchstaben mehrmals eine zufällige Auswahl an Buchstaben aus dem Dateiordner markiert und im gleichen Format ausgedruckt, aber nicht zerschnitten. Die Buchstaben- Kärtchen werden umgedreht in die Tischmitte gelegt, ein oder mehrere Kinder bekommen zusammen einen Bingo-Bogen. Nun wird reihum ein Kärtchen umgedreht, passt es zu einem der Buchstaben auf dem Bingo-Bogen, darf es genommen und auf den eigenen Bogen gelegt werden. Die Kinder vertiefen so spielerisch ihre Sicherheit im Umgang mit den Buchstaben.

Anlauttabelle

Die gesammelten Fotobuchstaben können zusammen mit den Fotos und Zeichnungen der Medienlieblinge auch zu einer Anlauttabelle zusammengestellt werden. Dazu werden die Bilder mindestens in Postkartengröße ausgedruckt und an der Wand aufgehängt. Unter jeden Buchstaben werden die dazu passenden Starfotos gehängt. Die Anlauttabelle kann beliebig erweitert und auch thematisch bebildert werden, zum Beispiel wird dann beim Thema Ernährung für so viele Buchstaben wie möglich ein Obstoder Gemüsestück gesucht und fotografiert: Apfel, Birne, Clementine, Dattel, Erdbeere usw.

Die Sprachwerkstatt

Der Sprache Raum geben, das kann im wörtlichen Sinne durch das Einrichten einer Sprachwerkstatt geschehen. Anlauttabellen sowie die gemeinsam erstellten Fotos und Spiele bekommen dort ebenso ihren Platz wie weitere Utensilien und Exponate rund um Buchstaben, Worte und Texte. Dazu gehören ein (Schreib-)Tisch, Aktenordner, Stifte, Zettel, Locher, Hefter, Klebeband, Malutensilien, Schriftzeichen aus anderen Sprachen, ein Telefon, ein Computer, ein Tablet, ein Drucker, ein Scanner. Ergänzt wird die Grundausstattung je nach Bedarf durch thematisch passende Spiele, Software und Bücher. So wird die Sprachwerkstatt zu einem kreativen Ort der Auseinandersetzung mit Lauten, Buchstaben, Silben, Worten, Reimen und Geschichten, die hier auch selber erfunden werden können. Eine Handpuppe kann Fragen stellen und beim Geschichten Erfinden helfen. Mit der Kamera oder dem Tablet kann die Geschichte bebildert werden. Der Spaß am Umgang mit Buchstaben kann auch mit Spiel- und Lernangeboten aufgegriffen werden, wie sie zum Beispiel die Software Schlaumäuse anbietet oder Apps wie das Olchi-ABC. Diese multimedialen Angebote ermöglichen ein gezieltes Wiederholen und Vertiefen von Inhalten und schulen die phonologische Bewusstheit auf dem Weg zum Lesen- und Schreibenlernen.  

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